Donnerstag, 16. Juli 2015

Aufruf zum Festival der Jugend 2015

Ende Mai dieses Jahres ist es wieder soweit! Vom 22.-25. Mai 2015 findet das Festival der Jugend im Jugendpark in Köln statt. Gemeinsam mit vielen Jugendlichen wollen wir feiern und diskutieren. Mit Konzerten, spannenden Workshops und aufregenden Sport- und Kulturangeboten wollen wir gemeinsam ein cooles Festival gestalten.

Gemeinsam diskutieren…

Zu diskutieren gibt es für die arbeitende und lernende Jugend sehr viel. Überall bemerken wir, wie unsere Lebensumstände sich stetig verschlechtern, unsere Schulen zerfallen, unser Ausbildungsgehalt sinkt und unsere Wohnungen immer teurer werden. Doch Geld ist da! Aber wohin fließt das Geld, wenn nicht in Schule und Ausbildung oder die Kommunen? 

Ein großer Geldfresser in Deutschland ist die Bundeswehr, deren Etat in diesem Jahr schon wieder erhöht wurde. Die Bundeswehr wird weiter aufgerüstet und auch immer häufiger eingesetzt. Von deutschem Boden geht Krieg aus! Der deutsche Imperialismus dominiert die EU. Doch das ist nicht genug, die EU soll wachsen und mit ihr der Einfluss Deutschlands in der Welt.

So zum Beispiel auch in der Ukraine. Der Konflikt dort entstand nicht so plötzlich, wie es uns die Medien glauben machen wollen. Der Deutsche Imperialismus hat die Ukraine schon lange im Visier seiner geopolitischen Strategie. Mit einem Assoziierungsabkommen wollte man das zweitgrößte europäische Land mit seinen 45 Millionen Einwohnern für sich erschließen und damit bewusst aus der russischen Einflusssphäre lösen. Um Stimmung für diesen Kurs zu machen, finanzierte man auf dem Maidan eine proeuropäische Bewegung. Gefördert von den westlichen Regierungen, setzte sich schließlich eine ultrarechte bis faschistische Regierung durch. Mittlerweile ist es selbst in den bürgerlichen Medien angekommen: Die deutsche Regierung macht gemeinsame Sache mit den Faschisten und verschweigt die Verfolgung tausender Antifaschisten, Gewerkschafter und Kommunisten in der Ukraine.

Deutschland muss Verantwortung übernehmen: Als im letzten Jahr die religiös-fundamentalistische Terrorgruppe Islamischer Staat größere Aufmerksamkeit von der westlichen Presse bekam, spielte sich die deutsche Regierung als der große Retter auf, unterstützte mit Waffen und humanitären Hilfsgütern. Was verschwiegen wurde: Jahrelang hatte man den Aufbau einer solchen Armee von „Glaubens-Kriegern“ wohlwollend in Kauf genommen und Waffen an Unterstützerstaaten des IS (Saudi-Arabien, Katar und die Türkei) geliefert. Der Plan von der Etablierung des IS als Marionette des Westens ist nicht aufgegangen und doch hat er zur gewünschten Destabilisierung der Region und vor allem Syriens geführt.

Krieg und Leid in aller Welt und Deutschland ist vorne mit dabei. Die Bundeswehr ist an 17 Kriegseinsätzen beteiligt. Tendenz steigend. Doch auch innerhalb Deutschlands rückt uns das Militär weiter auf die Pelle. Man will uns weiß machen, die Bundeswehr wäre eine Friedensarmee, die nur in Einsätze geschickt wird, um zu helfen. Außerdem sei die Bundeswehr ein toller Arbeitgeber – einer der größten Deutschlands sogar. Doch die Bundeswehr kämpft nicht für den Frieden und sie gibt uns auch keine guten und sicheren Jobs. Denn die deutsche Armee kämpft nicht für unsere Interessen als Schüler oder Auszubildende, sie kämpft für die Interessen der Banken und Konzerne in unserem Land. Wenn es heißt, es gehe um Demokratie und Menschenrechte, dann heißt das übersetzt: Es geht um Absatz- und Kapitalmärkte, es geht darum Profite zu vermehren. Dafür sollen wir als Soldaten tatsächlich in den Krieg ziehen.

Gemeinsam kämpfen…


In der 1. Hälfte des Jahres 2015 sollen solche und weitere Aggressionen des deutschen Imperialismus in aller Welt weiter koordiniert und geplant werden. Das drückt sich in unterschiedlichen „Events“ des deutschen Imperialismus aus.

Am 18. März wird die Europäische Zentralbank in Frankfurt neu eröffnet. Und es regt sich viel Protest gegen dieses Symbol des Kapitalismus in Europa. Wie schon bei den letzten Gegenprotesten ist auch 2015 wieder mit starken staatlichen Repressionen zu rechnen. Trotzdem lassen wir uns davon nicht abhalten. Denn wir wollen keine Banken, die eine systematische Ausbeutung der Jugend in Europa und weltweit betreiben.

Auf der Münchner Sicherheitskonferenz vom 6.-8. Februar 2015 verhandelten die Herrschenden aus aller Welt. Dabei ging und geht es ihnen nicht um unsere Rechte oder Sicherheit. Vielmehr stehen Absatzmärkte, Rohstoffvorkommen und geostrategische Interessen im Fokus. Die imperialistischen Mächte der Welt handeln ihre Interessen aus. Die Beteiligung Deutschlands hieran wird zunehmend abgelehnt. Das drückt sich in den geplanten Gegenprotesten aus, an denen auch wir uns beteiligten und auch wieder beteiligen werden.

Wie auf der Sicherheitskonferenz wird auch auf dem diesjährigen G7 Gipfel mit vielen Gegendemonstranten und mit harten Repressionen zu rechnen sein. Hier treffen sich, wie bei der SiKo, die mächtigsten der Welt. Dieses Jahr tagen die G7 in Deutschland, wir werden da sein!

Das Festival der Jugend findet nicht losgelöst von dem, was in diesem Land passiert, statt. Wir wollen die aktuellen Tendenzen und Ziele der Politik hinterfragen und uns auf Kämpfe der Zukunft vorbereiten.

…gemeinsam feiern!

Doch wir wollen nicht nur diskutieren, das Festival hat wesentlich mehr Facetten: Von Fußballturnier bis Kistenklettern, von Foto-Workshop bis Hip Hop, von Werkstatt bis Kino, von Konzerten bis Party die ganze Nacht. Denn wir wollen auch feiern! Am Freitag und Samstagabend gibt es erst coole Konzerte auf der Großbühne und dann heiße Beats zum Tanzen! Wer dann noch Lust und Ausdauer hat, kann am Sonntag die historischen Errungenschaften der Arbeiterbewegung in Form vom Arbeiterliederabend zelebrieren.

Gemeinsam kämpfen – gemeinsam feiern auf dem Festival der Jugend 2015 in Köln!

Make Capitalism History – Die Zukunft gehört uns!



Pfingsten zu Hause? – Das ist wie Sommer ohne Sonne



Patrik Köbele, Vorsitzender der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP), zum Festival der Jugend



Erinnerst Du Dich? Früher? Da war ganz klar: Pfingsten ist Festival der Jugend oder Pfingstcamp. Da mobilisieren wir, da fahren wir hin. Da gab’s kein Frei. Das war manchmal hart, aber meistens klasse.

Und Heute? Heute hören wir immer wieder auf Gruppenabenden, Kreisvorstandssitzungen und -Konferenzen der DKP: „Wir sind zu alt. Die Partei muss sich verjüngen, aber wie sollen wir an Jugendliche rankommen?“

Machen wir es doch wie früher. Pfingsten ist Festival der Jugend in Köln. Da mobilisieren wir hin und sprechen Jugendliche aus dem Umfeld, der Antifa und die Kinder der Genossinnen und Genossen hin. Da fahren wir hin. Denn die Chance ist da. Pfingsten treffen sich hunderte Jugendliche in Köln, beim Festival der Jugend der SDAJ.

Sie wollen über alles reden, die Revolution, den Kampf in Betrieb und Schule, die Bundeswehr, die Bündnispolitik und die Kommunisten. Sie wollen Sport treiben vom Hamburger Fünfkampf bis zum Fußballturnier. Sie wollen feiern, von der Disko bis zum gemeinsamen Singen von Arbeiterliedern.

Und sie wollen uns. Ja, sie wollen Kommunistinnen und Kommunisten – zum Diskutieren, zum Streiten, zum Feiern. Dazu bringen sie viele Partner mit – von der Bezirkschülervertretung, über Gliederungen der Gewerkschaftsjugend bis zu solid- und Naturfreundejugendgruppen.

Andere Kräfte beneiden uns um so eine Chance, der „Verfassungsschutz“ wird das Festival – im Unterschied zu Nazizusammenrottungen – genau beobachten. Nehmen wir den Auftrag an. Hier müssen wir wie der Fisch im Wasser sein – und das macht Spaß und gibt Kraft.

Wer linke Jugend erleben will, wer über die SDAJ nicht nur theoretisieren will, wer sich dem Problem stellt, dass wir die Partei verjüngen müssen, wer die öde Stille an Pfingsten zu Hause fürchtet, der kommt nach Köln – zum Festival der Jugend der SDAJ. Wir sind gewünscht: Für ein paar Stunden, für einen Tag, für die ganze Zeit – für eine Debatte, für eine Schicht – für mehr. 


 

SDAJ-Festival hat eine lange Tradition - Ein Termin, eine Bewegung



Als Reaktion auf den Selbstmord des Lehrlings Paul Nähring im Juni 1904 entstanden unabhängig voneinander der Verein der Lehrlinge und jugendlichen Arbeiter Berlins und der Verein junger Arbeiter Mannheims, in den Folgejahren gründeten junge ArbeiterInnen reichsweit in Deutschland zahlreiche weitere Vereine. Mit dem Reichsvereinsgesetz 1908 verbot die Reaktion Jugendlichen unter 18 Jahren jegliche politische Betätigung. Das Wechseln der Sozialdemokratie in das Lager des Militarismus spaltete nicht nur die Arbeiterbewegung, sondern auch die Jugend. Vor diesem Hintergrund schlossen sich im Oktober 1918 oppositionelle Gruppen zur Freien Sozialistischen Jugend (FSJ) zusammen, auf deren Gründungskongress der wenige Tage zuvor aus dem Gefängnis freigekommene Karl Liebknecht begeistert gefeiert wurde. 1920 benannte sie sich in „Kommunistische Jugend“ und 1925 in den „Kommunistischen Jugendverband Deutschlands“ um. Untrennbar verknüpft mit der Geschichte der Arbeiterjugend ist die Geschichte von Jugendtreffen zu Pfingsten: Bereits im Jahr 1909 fand in Deutschland das erste Arbeiterjugendtreffen zu Pfingsten statt. Veranstalter dieser „Jugendtage“ war die Sozialistische Arbeiterjugend. Während der gesamten Dauer der Weimarer Republik führten unterschiedliche Arbeiterjugendorganisationen Pfingsttreffen durch, die teilweise auch internationalen Charakter annahmen. Die Tradition wurde nach der Zerschlagung des Faschismus fortgeführt.

Nicht bemuttert

Nina Hager wuchs in der DDR auf, in der FDJ war sie unter anderem Mitglied der Kreisleitung in Berlin-Prenzlauer Berg. Heute ist sie Chefredakteurin dieser Zeitung und stellvertretende Vorsitzende der DKP.

„Pfingsten 1966 fuhr ich zum ersten Mal als junge FDJlerin zu einem Treffen der FDJ-Bezirksorganisationen Berlin und Frankfurt/Oder nach Eisenhüttenstadt. Ältere Schüler aus der 11. Klasse hatten über uns die Patenschaft übernommen und passten auf, dass wir ‚nicht über die Stränge‘ schlugen. Nein, Spaß beiseite, das war in Ordnung, weil sie uns eben nicht ‚bemutterten‘, sondern in Diskussionen auch politisch ernst nahmen. Damals debattierten wir – soweit ich mich erinnere – in unserer Unterkunft unter anderem intensiv über einen Brief der SED an die Mitglieder der SPD, der im ‚Neuen Deutschland‘, dem Zentralorgan der SED erschienen war. Die Fahrt galt übrigens als Auszeichnung für gute schulische Leistungen und gesellschaftliche Arbeit.

Wir erlebten – mir war das damals nicht klar – den Beginn der Singebewegung der FDJ mit den Auftritten des Hootenanny-Clubs aus Berlin, der von dem kanadischen Sänger Perry Friedman mitbegründet worden war. Friedman war 1959 in die DDR übergesiedelt. Mit einem Leierkasten zogen die ‚Hootenannies‘ durch die Stadt und warben für ihre Veranstaltungen, die auf teils improvisierten oder auch teils sehr kleinen Bühnen mit viel Erfolg abliefen. Zwei Jahre später war ich auf dem großen Pfingsttreffen der FDJ in Karl Marx-Stadt, von dem wir völlig übermüdet, aber voller Eindrücke wieder nach Hause kamen. Der Höhepunkt meiner FDJ-Zeit aber waren die Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Berlin 1973.“

Erholen und verändern

Rolf Priemer trat 1960 der illegalen KPD bei und war seitdem in der sozialistischen Jugendarbeit aktiv – als Gewerkschafter, als Redakteur der Zeitschrift „elan“ und von 1968 bis 1974 als Bundesvorsitzender der neu gegründeten SDAJ.

„Vor 110 Jahren ist die Arbeiterjugendbewegung in Deutschland gebildet worden. Seitdem gibt es die Tradition der Pfingsttreffen – Kampf und Freizeit, Erholung und Sport gehören dabei zusammen. In den frühen 1960er Jahren waren sowohl die KPD als auch der antifaschistisch-demokratische Jugendverband FDJ in der Bundesrepublik verboten. Aber auch in dieser Zeit gab es Zeltlager und Ähnliches an Pfingsten, die Gewerkschaftsjugend, die Naturfreundejugend und die Falken waren da sehr aktiv. Ich habe zum Beispiel 1964 das Jugendtreffen der IG Metall in Heilbronn besucht und habe für die sozialistische Jugendzeitschrift ‚elan‘ darüber berichtet. Wir haben als Kommunisten natürlich an diesen Treffen teilgenommen. Wir wollten uns ja auch erholen. Aber das war eben auch eine Möglichkeit, um neue Kontakte zu knüpfen, um stärker zu werden, um fortschrittliche Dinge durchzusetzen.

Trotz des KPD-Verbots war da überhaupt nichts Illegales, nichts Verbotenes dabei, das war ein ganz freundschaftlicher Umgang mit den Kollegen – wohl wissend, dass man in einigen Positionen nicht einig war. Ich war damals aktiv in der Jugend der IG Druck und Papier in Düsseldorf. Natürlich gab es da Leute, die fanden, dass ich etwas besondere Ansichten habe. Aber ich war ein normaler Kollege, ich war Betriebsratsvorsitzender und habe in der Interessenvertretung versucht, meine nicht gerade sozialpartnerschaftlichen Positionen durchzusetzen.

Das ist mir gelungen, weil ich das Vertrauen der Kollegen hatte, nicht, weil ich irgendwie verdeckt gearbeitet hätte. Es gab zwar Repressionen. Einmal hat die Polizei unser Betriebsratsbüro durchsucht, auch bei mir zu Hause gab es zwei Durchsuchungen. Dieser Druck bestand schon. Aber in der alltäglichen Arbeit hat uns das nicht sehr belastet, weil wir am Arbeitsplatz Kollegen waren und in der Gesellschaft normale Bürgerinnen und Bürger.

Nach der antikommunistischen Hysterie der 50er Jahre war die Gesellschaft im Umbruch, und es gab bestimmte Freiräume, in denen wir uns bewegen konnten und in denen wir Übereinstimmungen mit anderen fortschrittlichen Kräften erzielen konnten. In den späten 60ern fand dann dieser riesige Aufschwung statt, ein regelrechter Aufruhr der Jugend gegen das System, gegen die herrschende politische Orientierung und gegen die politischen Repräsentanten der alten Bundesrepublik.

So konnten wir als SDAJ entstehen – es gab plötzlich ein Potential für eine politische, für eine sozialistische Arbeiterjugendorganisation.
Die SDAJ hat 1969 zum ersten Mal Pfingstcamps veranstaltet und seitdem Jahr für Jahr, in allen Landesverbänden – größere oder kleinere Camps, am Stadtrand oder ganz weit draußen. Immer mit vielen Diskussionen, mit Spiel und Sport und immer mit der Gitarre. Da kamen natürlich die Mitglieder der SDAJ, aber die meisten waren keine Mitglieder. Das waren Lehrlinge, junge Arbeitern, die SDAJ war damals stark in der Lehrlingsbewegung verankert. Schülern weniger, die kamen erst später. 1971 bin ich mit einem Sonderzug der SDAJ Ruhr-Westfalen zu einem Pfingstcamp an der Ostsee, bei Kiel, gefahren. In dem Zug fuhren 600 bis 800 Jugendliche mit, die Hälfte keine SDAJ-Mitglieder, sondern Kollegen und Freunde. Durch die gemeinsame Diskussion und das gemeinsame Erholen sind dann viele in die SDAJ eingetreten. Viele von denen hatten die Ostsee noch nie vorher gesehen.

1973 hat die SDAJ Ruhr-Westfalen ein Camp mit der Rockgruppe Floh de Cologne gemacht. Die hatten für uns damals eine große Bedeutung, weil sie aktuelle Texte sangen und spielten, die die Lage und die Probleme der Arbeiterjugend abbildeten. Da sind über 1000 Leute gekommen, so etwas wie die Festivalkultur heute gab es damals ja noch nicht. In der Arbeiterjugend gab es eine andere Kultur als in der Studentenbewegung. Die Lehrlingsbewegung, das war ein Aufstand von Lehrlingen und jungen Arbeitern gegen die miese Berufsausbildung, und die Lieder von Floh de Cologne waren eine Reaktion darauf. edes dieser Pfingstcamps war ein Moment, der zusammengeschweißt hat, ein Erlebnis, ein politischer Diskurs und eine Werbung für die SDAJ. Das ist bis heute so, bis zum Festival der Jugend in diesem Jahr, und das ist grandios. Ich erinnere mich immer noch daran, dass es damals in Bonn einen späteren Professor gab, der wilde Pamphlete gegen die ‚Volksfront-Akteure‘ der SDAJ verfasst hat, die mit den Jusos gemeinsam den Umsturz betreiben wollten. Naja, wir wollten das Land schon ändern.“

„Jedes dieser Pfingstcamps war ein Moment, der zusammengeschweißt hat.“
Selbst gemacht

Ruth M. aus Frankfurt a. M. erlebte als Vierzehnjährige die Befreiung vom Faschismus – und, wie in der FDJ ein solidarisches Miteinander unter Jugendlichen entstand.

„Im Faschismus, dieser Drill, das war ja Pflicht. Du musstest dich bei der Hitlerjugend melden. Wir waren froh, dass das vorbei war mit diesen Uniformen und Appellen, das hat man ja nicht gerne gemacht. Wenn ich heute die Melodie des Deutschlandliedes höre, dann muss ich immer daran denken, wie wir in der Schule beim Morgenappell dazu mit erhobenem Arm strammstehen mussten. Zu Pfingsten sind wir zum Zelten gefahren, zum Beispiel in den Hintertaunus. Wir waren Lehrlinge, so kamen wir mal raus aus der Geschäftigkeit. Von diesen Zeltlagern kam ich manchmal total heruntergerissen wieder zu Hause an, weil ein Unwetter war, und alles war nass, die Kleider und die Zelte. Es gab damals nur wenige Jugendgruppen, die richtige Zelte hatten, die anderen mussten dann irgendetwas aus Decken oder so bauen. Aber unsere Gruppe im Frankfurter Stadtteil Westhausen-Praunheim hatte Zelte. Die hatte jemand 1933 vor den Nazis in Sicherheit gebracht. Wir sind gewandert, wir haben Lieder gesungen und am Feuer gesessen, und wir hatten uns viel zu erzählen.

Wir hatten den Krieg hinter uns, und jeder wollte, dass wir jetzt endlich das machen können, was wir wollen, dass wir freier leben können. Und diese Fahrten, das haben wir alles selbst gemacht. Das mit dem Essen war damals so eine Sache – der eine konnte vielleicht drei Kartoffeln mitbringen, der andere eine Stange Lauch, da haben wir dann etwas draus gemacht. Und wenn das Geld nicht für den Zug gereicht hat, dann sind wir mit dem Fahrrad gefahren. In der Jugendgruppe war klar, dass wir uns gegenseitig unterstützen, das war in der Not dieser Zeit auch gar nicht anders möglich. Wir haben in der Jugendgruppe auch Geld gesammelt, damit Einzelne zum Beispiel an den Weltfestspielen teilnehmen konnten, oder an Demonstrationen in anderen Städten. 1952 haben wir Geld gesammelt, damit jemand von uns zu der Demonstration gegen die Wiederbewaffnung nach Essen fahren konnte. Bei dieser Demonstration hat die Polizei dann den Philipp Müller erschossen.

Auch das Programm in unserer Jugendgruppe haben wir selbst gestaltet. Wir haben zum Beispiel jemanden von den alten Antifaschisten eingeladen, der uns aufgeklärt hat. Wir waren da sehr wissbegierig, weil die uns über das andere Leben in Deutschland erzählt haben, über den Widerstand gegen den Faschismus. Solche Fahrten waren für uns große Erlebnisse, das war unsere schönste Zeit. Aber dafür gab es ja gar nicht lange die Gelegenheit, weil dann 1951 die FDJ auch schon verboten wurde.“

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