Samstag, 22. April 2017

Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!

„Vom Tellerwäscher zum Millionär? Jeder kann es schaffen, wenn er sich nur genug anstrengt!“ Das ist wahrscheinlich eine der beliebtesten Lügen des Kapitalismus. Der erste Mensch im Weltraum – Juri Gagarin – hat aber wohl genau das geschafft: vom Gießer zum Kosmonauten! Der kleine Haken bei der Sache? Gagarin hat in einer Gesellschaft gelebt in der seine Bildung nicht vom Geldbeutel seiner Eltern abhängig war. 

Anlässlich des Tag der Kosmonauten zitieren wir ihn: „Als ich die Erde in der Raumkapsel umkreiste, habe ich gesehen, wie schön unser Planet ist. Lasst uns diese Schönheit erhalten und vergrößern, nicht zerstören!“ – Grundbedingung dafür ist, ein Bildungssystem, dass uns nicht selektiert, in dem die Unterrichtsinhalte nicht von den Interessen der Wirtschaft abhängig sind und dem wir wirklich lernen und uns entwickeln können. Mehr zu dem Bildungssystem, dass wir uns vorstellen und das aus jedem von uns einen Gagarin werden lassen könnte lest ihr in diesem Ausschnitt aus unserer Broschüre „Bildung im Kapitalismus“ oder hier

Die Welt erkennen

Wie können wir Bildung verwirklichen, die nicht bestimmt ist von wirtschaftlichen Interessen, also Bildung, die uns wirklich lernen lässt? Wir müssen uns einsetzen für eine Schule, in der echte Allgemeinbildung vermittelt wird. Denn auch, wenn wir uns Allgemeinbildung vor allem zu Hause, in der Familie oder bei Freunden aneignen, ist die Schule der zentrale und integrierende Ort dieses Wissens. Hier werden fast alle Lern- und Tätigkeitsbereiche in den einzelnen Fächern behandelt.

Nur wollen wir nicht, dass dabei eine kleine Schicht an Fachidioten heranwächst, während der Großteil von uns aus den vorhin genannten Gründen abgehängt wird. Ziel von Bildung muss sein, dass wir in die Lage versetzt werden, selbstständig zu denken und zu handeln. Wir wollen nicht nur Fakten lernen, sondern die Fähigkeit erlangen, dieses Schulwissen zu durchdenken, zu beurteilen und zu übertragen.

Das heißt, wir wollen unser Wissen selbst anwenden. Dabei geht es nicht nur um die einzelnen Disziplinen oder Schulfächer. Sondern auch um die Welt und unser Leben im Ganzen. Klar ist, dass wir nicht erwarten können, jemals eine Schule zu besuchen, in der uns das ganze menschliche Wissen gelehrt wird. Worum geht es dann? Wir wollen die sozialen, politischen und ökologischen Probleme, die unser Leben bestimmen, lösen. Das passiert aber nicht über spontane Einfälle, sondern nur über das Anwenden fundierter wissenschaftlicher Herangehensweisen und Erkenntnisse. Also brauchen wir eine Schule, ein Bildungssystem, in dem wir verstehen lernen, wie die Welt funktioniert. Denn verändern kann die Welt nur, wer sie auch erkennt.

Es geht um unsere Bildung

Wenn es keine neutrale Bildung geben kann, ist sie also parteiisch. So wie im Hier und Jetzt unser Bildungs- und Schulsystem von den Interessen der Banken und Konzerne dominiert wird, so kann und muss unsere Bildung also von uns bestimmt sein. Das Bildungssystem, welches wir anstreben, steht im Interesse aller Menschen, die nicht auf Profit durch die Arbeit anderer aus sind. Arbeitende Menschen und lernende Jugendliche haben ein objektives Bedürfnis nach allgemeiner Bildung.

Für eine polytechnische, allumfassende und ganztägige Gesamtschule!

Wie sieht nun unser Gegenentwurf aus? In so einer Broschüre können wir nicht versuchen, eigene Lehrpläne zu entwickeln. Aber wir wollen aufzeigen, woran wir anknüpfen und wo wir hinwollen. Wir müssen wegkommen von der künstlichen und absoluten Trennung der Schulfächer voneinander und die Eigenschaften der Bereiche miteinander verknüpfen. Das bildet die Grundlage einer Allgemeinbildung, die uns in die Lage versetzt, eigenständiges Denken zu entwickeln. Der Schwerpunkt der Bereiche gestaltet sich wie folgt: 


1) Der mathematisch-naturwissenschaftlich-polytechnische Inhaltsbereich trägt wesentlich zur Herausbildung eines wissenschaftlichen Weltbildes bei und hat entscheidenden Einfluss auf die Gestaltung der Verhältnisse des Menschen zu seiner natürlichen Umwelt. Der Bereich fördert logisches Denken, Denken in Systemzusammenhängen usw.

2) Gesellschaftswissenschaftliche, geografische und historische Bildung vermittelt unersetzbare Kenntnisse über Ereignisse und Entwicklungen im Zusammenleben der Völker sowie in den sozialen Beziehungen der Menschen zueinander. Er ist u. a. für die Herausbildung politischer Standpunkte, Normen und  Wertvorstellungen entscheidend.

3) Die Bedeutung der muttersprachlichen und fremdsprachlichen Bildung steigt mit dem Anwachsen der internationalen Kommunikation und Kooperation. Muttersprachliche Bildung sollte ein Anliegen aller Unterrichtsfächer sein, fremdsprachliche Bildung möglichst frühzeitig beginnen.

4) Literaturkundliche, musische und künstlerische Bildung sollte in ihrer Bedeutung nicht unterschätzt werden, denn sie leistet ihren unverzichtbaren Beitrag zur Entwicklung eines reichen geistig-kulturellen Lebens in der Gesellschaft und zur Herausbildung der geistigen Haltung des Menschen.

5) Sportliche Betätigung sowie Erziehung und Befähigung zur Gesunderhaltung haben für den Menschen eine wesentliche physisch und psychisch stabilisierende Funktion. Sie tragen zur Herausbildung einer gesunden Lebensweise und einer sinnvollen Freizeitgestaltung bei.
 

 
Wir wollen in eine Schule gehen, in der alle genannten Schwerpunkte in einen Zusammenhang gestellt werden. Geistiges Denken, praktische Arbeit und gesellschaftliches Handeln muss verknüpft verstanden werden. Dabei darf keiner auf der Strecke bleiben. Nur wenn der gesamte Unterricht verändert wird, können auch alle SchülerInnen ihre vollen Fähigkeiten entfalten. Dazu gehört gezielte individuelle Förderung beim gemeinsamen Lernen. Dazu gehört aber auch, dass der jeweilige soziale Hintergrund nicht einschränken darf.

Es soll keine Rolle spielen, ob Geld für die Nachhilfe da ist oder nicht oder für ein warmes Mittagessen. Gemeinsames und umfassendes Lernen geht mit sozialer Gerechtigkeit einher. Konkret meint das: Wir wollen keine Selektion im Alter von 9-10 Jahren, sondern eine Schule für alle. Das bedingt auch eine ganztägige pädagogische Betreuung und Unterstützung von SchülerInnen. Die sieht natürlich nicht so aus, wie in der heutigen Schule. Statt Frontalunterricht bis 17:00 Uhr und Hausaufgaben danach müssen dazu auch sportliche, künstlerische und musische Teile gehören!

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