I. Bildungsmaterial
„Ohne
revolutionäre Theorie kann es keine revolutionäre Praxis geben.“ (Lenin)
Was steht
eigentlich in den ganzen Schriften von Marx, Engels und Lenin so drin? Gibt‘ s
das nicht mal zusammengefasst? Klar!
Die SDAJ
Grundlagenschule verschafft uns auf 55 Seiten einen groben Überblick über die
wichtigsten marxistischen Grundbegriffe:
Marxistische Philosophie
Politische Ökonomie
Wissenschaftlicher Sozialismus
Imperialismus
Strategie und Taktik
Staat und Revolution
Antimilitarismus
Antifaschismus
Proletarischer Internationalismus
Natürlich
kann das lesen der Grundlagenschule keinesfalls das studieren von Primärquellen
ersetzen, bietet aber einen guten Ausgangspunkt für den Einstieg in die
maxististsche Lehre.
2.Bildungszeitungen
2.10 Antifaschismus
II. Hintergrund
W.I. Lenin
Drei Quellen und drei Bestandteile des
Marxismus (1)
Die Lehre
von Marx stößt in der ganzen zivilisierten Welt auf die erbittertste
Feindschaft und den größten Haß der gesamten bürgerlichen Wissenschaft (der
offiziellen wie der liberalen), die im Marxismus eine Art "schädlicher
Sekte" erblickt. Ein anderes Verhalten kann man auch nicht erwarten, denn
eine "unparteiische" Sozialwissenschaft kann es in einer auf
Klassenkampf aufgebauten Gesellschaft nicht geben. Jedenfalls ist es Tatsache,
daß die gesamte offizielle und liberale Wissenschaft die Lohnsklaverei verteidigt,
während der Marxismus dieser Sklaverei schonungslosen Kampf angesagt hat. In
einer Gesellschaft der Lohnsklaverei eine unparteiische Wissenschaft zu
erwarten wäre eine ebenso törichte Naivität, wie etwa von den Fabrikanten
Unparteilichkeit zu erwarten in der Frage, ob man nicht den Arbeitern den Lohn
erhöhen sollte, indem man den Profit des Kapitals kürzt.
Doch
nicht das allein. Die Geschichte der Philosophie und die Geschichte der
Sozialwissenschaft zeigen mit aller Deutlichkeit, daß der Marxismus nichts
enthält, was einem "Sektierertum" im Sinne irgendeiner abgekapselten,
verknöcherten Lehre ähnlich wäre, die abseits von der Heerstraße der
Weltzivilisation entstanden ist. Im Gegenteil: Die ganze Genialität Marx'
besteht gerade darin, daß er auf die Fragen Antworten gegeben hat, die das
fortgeschrittene Denken der Menschheit bereits gestellt hatte. Seine Lehre
entstand als direkte und unmittelbare Fortsetzung der Lehren der größten
Vertreter der Philosophie, der politischen Ökonomie und des Sozialismus.
Die Lehre
von Marx ist allmächtig, weil sie wahr ist. Sie ist in sich geschlossen und
harmonisch, sie gibt den Menschen eine einheitliche Weltanschauung, die sich
mit keinerlei Aberglauben, keinerlei Reaktion, keinerlei Verteidigung
bürgerlicher Knechtung vereinbaren läßt. Sie ist die rechtmäßige Erbin des
Besten, was die Menschheit im 19. Jahrhundert in Gestalt der deutschen
Philosophie, der englischen Ökonomie und des französischen Sozialismus
hervorgebracht hat. Auf diese drei Quellen und gleichzeitige Bestandteile des
Marxismus wollen wir denn auch kurz eingehen.
I
Die
Philosophie des Marxismus ist der Materialismus. Im Laufe der gesamten neuesten
Geschichte Europas und insbesondere Ende des 18. Jahrhunderts in Frankreich, wo
eine entscheidende Schlacht gegen alles mittelalterliche Gerümpel, gegen den
Feudalismus in den Einrichtungen und in den Ideen geschlagen wurde, erwies sich
der Materialismus als die einzige folgerichtige Philosophie, die allen Lehren
der Naturwissenschaften treu bleibt, die dem Aberglauben, der Frömmelei usw.
feind ist. Die Feinde der Demokratie waren daher aus allen Kräften bemüht, den
Materialismus "zu widerlegen", zu untergraben und zu diffamieren, und
nahmen die verschiedenen Formen des philosophischen Idealismus in Schutz, der
stets, auf diese oder jene Art, auf eine Verteidigung oder Unterstützung der
Religion hinausläuft.
Marx und
Engels verfochten mit aller Entschiedenheit den philosophischen Materialismus
und legten zu wiederholten Malen dar, wie grundfalsch jede Abweichung von
dieser Grundlage ist. Am klarsten und ausführlichsten sind ihre Anschauungen in
Engels' Werken "Ludwig Feuerbach" und "Anti-Dühring"
niedergelegt, die - wie das "Kommunistische Manifest" - Handbücher
jedes klassenbewußten Arbeiters sind.
Aber Marx
blieb nicht beim Materialismus des 18. Jahrhunderts stehen, er entwickelte die
Philosophie weiter. Er bereicherte sie durch die Errungenschaften der deutschen
klassischen Philosophie und besonders des Hegelschen Systems, das seinerseits
zum Materialismus Feuerbachs geführt hatte. Die wichtigste dieser
Errungenschaften ist die Dialektik, d.h. die Lehre von der Entwicklung in ihrer
vollständigsten, tiefstgehenden und von Einseitigkeit freiesten Gestalt, die
Lehre von der Relativität des menschlichen Wissens, das uns eine
Widerspiegelung der sich ewig entwickelnden Materie gibt. Die neuesten
Entdeckungen der Naturwissenschaft - das Radium, die Elektronen, die
Verwandlung der Elemente - haben den dialektischen Materialismus von Marx
glänzend bestätigt, entgegen den Lehren der bürgerlichen Philosophen mit ihrer
ständig "neuen" Rückkehr zum alten und faulen Idealismus.
Marx, der
den philosophischen Materialismus vertiefte und entwickelte, führte ihn zu Ende
und dehnte dessen Erkenntnis der Natur auf die Erkenntnis der menschlichen
Gesellschaft aus. Der historische Materialismus von Marx war eine gewaltige
Errungenschaft des wissenschaftlichen Denkens. Das Chaos und die Willkür, die
bis dahin in den Anschauungen über Geschichte und Politik geherrscht hatten,
wurden von einer erstaunlich einheitlichen und harmonischen wissenschaftlichen
Theorie abgelöst, die zeigt, wie sich aus einer Form des gesellschaftlichen
Lebens, als Folge des Wachsens der Produktivkräfte, eine andere, höhere Form
entwickelt - wie zum Beispiel aus dem Feudalismus der Kapitalismus hervorgeht.
Genauso wie die Erkenntnis des Menschen die von ihm unabhängig existierende
Natur, d.h. die sich entwickelnde Materie widerspiegelt, so spiegelt die
gesellschaftliche Erkenntnis des Menschen (d.h. die verschiedenen
philosophischen, religiösen, politischen usw. Anschauungen und Lehren) die
ökonomische Struktur der Gesellschaft wider. Die politischen Einrichtungen sind
ein Überbau auf der ökonomischen Basis. Wir sehen zum Beispiel, wie die
verschiedenen politischen Formen der heutigen europäischen Staaten dazu dienen,
die Herrschaft der Bourgeoisie über das Proletariat zu festigen.
Marx'
Philosophie ist der vollendete philosophische Materialismus, der der Menschheit
- insbesondere der Arbeiterklasse - mächtige Mittel der Erkenntnis gegeben hat.
II
Nachdem
Marx erkannt hatte, daß die ökonomische Struktur die Basis ist, worauf sich der
politische Überbau erhebt, wandte er seine Aufmerksamkeit vor allem dem Studium
dieser ökonomischen Struktur zu. Das Hauptwerk von Marx - "Das
Kapital" - ist der Erforschung der ökonomischen Struktur der modernen,
d.h. der kapitalistischen Gesellschaft gewidmet.
Die
vormarxsche klassische politische Ökonomie entstand in England, dem
entwickeltsten kapitalistischen Land. Adam Smith und David Ricardo, die die
ökonomische Struktur untersuchten, legten den Grundstein der
Arbeitswerttheorie. Marx setzte ihr Werk fort. Er begründete diese Theorie
exakt und entwickelte sie folgerichtig. Er zeigte, daß der Wert einer jeden
Ware durch die Menge der gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit bestimmt
wird, die zur Produktion der Ware erforderlich ist.
Wo die
bürgerlichen Ökonomen ein Verhältnis von Dingen sahen (Austausch Ware gegen
Ware), dort enthüllte Marx ein Verhältnis von Menschen. Der Austausch von Waren
drückt die Verbindung zwischen den einzelnen Produzenten vermittels des Marktes
aus. Das Geld bedeutet, daß diese Verbindung immer enger wird und das gesamte
wirtschaftliche Leben der einzelnen Produzenten untrennbar zu einem Ganzen
verknüpft. Das Kapital bedeutet eine weitere Entwicklung dieser Verbindung: Die
Arbeitskraft des Menschen wird zur Ware. Der Lohnarbeiter verkauft seine
Arbeitskraft dem Besitzer des Bodens, der Fabriken, der Arbeitsmittel. Einen
Teil des Arbeitstages verwendet der Arbeiter darauf, die zu seinem und seiner
Familie Unterhalt notwendigen Ausgaben zu decken (Arbeitslohn), den anderen
Teil des Tages jedoch arbeitet der Arbeiter unentgeltlich; er schafft den
Mehrwert für den Kapitalisten, die Quelle des Profits, die Quelle des Reichtums
der Kapitalistenklasse. Die Lehre vom Mehrwert ist der Grundpfeiler der
ökonomischen Theorie von Marx.
Das durch
die Arbeit des Arbeiters geschaffene Kapital unterdrückt den Arbeiter, ruiniert
die Kleinbesitzer und erzeugt eine Armee von Arbeitslosen. In der Industrie ist
der Sieg des Großbetriebes auf den ersten Blick sichtbar, aber auch in der
Landwirtschaft sehen wir die gleiche Erscheinung: Die Überlegenheit des
kapitalistischen landwirtschaftlichen Großbetriebes wächst, die Anwendung von
Maschinen nimmt zu, die Bauernwirtschaft gerät in die Schlinge des
Geldkapitals, sie verfällt unter der Last ihrer technischen Rückständigkeit dem
Niedergang und Ruin. In der Landwirtschaft nimmt der Niedergang des
Kleinbetriebs andere Formen an, doch der Niedergang selbst ist eine
unbestreitbare Tatsache.
Durch die
Zerschlagung der Kleinproduktion bewirkt das Kapital eine Steigerung der
Arbeitsproduktivität und die Schaffung einer Monopolstellung der Vereinigungen
der Großkapitalisten. Die Produktion selbst wird immer mehr zur
gesellschaftlichen Produktion - Hunderttausende und Millionen von Arbeitern
werden zu einem planmäßigen Wirtschaftsorganismus zusammengefaßt - , das
Produkt der gemeinsamen Arbeit aber eignet sich eine Handvoll Kapitalisten an.
Es wachsen die Anarchie der Produktion, die Krisen, die tolle Jagd nach
Märkten, die Existenzunsicherheit für die Masse der Bevölkerung. Die
kapitalistische Ordnung, die Abhängigkeit der Arbeiter vom Kapital steigert,
schafft gleichzeitig die gewaltige Macht der vereinigten Arbeit.
Von den
ersten Anfängen der Warenwirtschaft, vom einfachen Austausch an, verfolgte Marx
die Entwicklung des Kapitalismus bis zu seinen höchsten Formen, bis zur
Großproduktion.
Und die
Erfahrungen aller kapitalistischen Länder, der alten wie der neuen, zeigen
einer von Jahr zu Jahr wachsenden Zahl von Arbeitern anschaulich die
Richtigkeit dieser Lehre von Marx. Der Kapitalismus hat in der ganzen Welt
gesiegt, aber dieser Sieg ist nur die Vorstufe zum Sieg der Arbeit über das
Kapital.
III
Als der
Feudalismus gestürzt und die "freie" kapitalistische Gesellschaft zur
Welt gekommen war, zeigte es sich sogleich, daß diese Freiheit ein neues System
der Unterdrückung und Ausbeutung der Werktätigen bedeutet. Alsbald kamen
verschiedene sozialistische Lehren auf, als Widerspiegelung dieser
Unterdrückung und als Protest gegen sie. Doch der ursprüngliche Sozialismus war
ein utopischer Sozialismus. Er kritisierte die kapitalistische Gesellschaft,
verurteilte und verfluchte sie, träumte von ihrer Vernichtung, phantasierte von
einer besseren Ordnung und suchte die Reichen von der Unsittlichkeit der
Ausbeutung zu überzeugen.
Der
utopische Sozialismus war jedoch nicht imstande, einen wirklichen Ausweg zu
zeigen. Er vermochte weder das Wesen der kapitalistischen Lohnsklaverei zu
erklären noch die Gesetze der Entwicklung des Kapitalismus zu entdecken, noch
jene gesellschaftliche Kraft zu finden, die fähig ist, Schöpfer einer neuen
Gesellschaft zu werden.
Indessen
enthüllten die stürmischen Revolutionen, von denen der Untergang des
Feudalismus, der Leibeigenschaft, überall in Europa und besonders in Frankreich
begleitet war, immer augenfälliger den Kampf der Klassen als Grundlage der
gesamten Entwicklung und als ihre treibende Kraft.
Kein
einziger Sieg der politischen Freiheit über die Klasse der Feudalherren wurde
errungen ohne deren verzweifelten Widerstand. Kein einziges kapitalistisches
Land bildete sich auf mehr oder weniger freier, demokratischer Grundlage, ohne
daß ein Kampf auf Leben und Tod zwischen den verschiedenen Klassen der
kapitalistischen Gesellschaft stattfand.
Die
Genialität Marx' besteht darin, daß er es früher als alle anderen verstand,
daraus jene Schlußfolgerungen zu ziehen und konsequent zu entwickeln, die uns
die Weltgeschichte lehrt. Diese Schlußfolgerung ist die Lehre vom Klassenkampf.
Die
Menschen waren in der Politik stets die einfältigen Opfer von Betrug und
Selbstbetrug, und sie werden es immer sein, solange sie nicht lernen, hinter
allen möglichen moralischen, religiösen, politischen und sozialen Phrasen,
Erklärungen und Versprechungen die Interessen dieser oder jener Klassen zu
suchen. Die Anhänger von Reformen und Verbesserungen werden immer von den
Verteidigern des Alten übertölpelt werden, solange sie nicht begreifen, daß sich
jede alte Einrichtung, wie sinnlos und faul sie auch erscheinen mag, durch die
Kräfte dieser oder jener herrschenden Klassen behauptet. Um aber den Widerstand
dieser Klassen zu brechen, gibt es nur ein Mittel: innerhalb der uns umgebenden
Gesellschaft selbst Kräfte zu finden, aufzuklären und zum Kampf zu
organisieren, die imstande - und infolge ihrer gesellschaftlichen Lage genötigt
- sind, die Kraft zu bilden, die das Alte hinwegzufegen und das Neue zu
schaffen vermag.
Erst der
philosophische Materialismus von Marx hat dem Proletariat den Ausweg aus der
geistigen Sklaverei gewiesen, in der alle unterdrückten Klassen bisher ihr
Leben fristeten. Erst die ökonomische Theorie von Marx hat die wirkliche
Stellung des Proletariats im Gesamtsystem des Kapitalismus erklärt.
In der
ganzen Welt, von Amerika bis Japan und von Schweden bis Südafrika, mehren sich
die selbständigen Organisationen des Proletariats. Es schreitet in seiner
Aufklärung und Erziehung fort, indem es seinen Klassenkampf führt, es entledigt
sich der Vorurteile der bürgerlichen Gesellschaft, schließt sich immer enger
zusammen und lernt, an seine Erfolge den richtigen Maßstab anzulegen, stählt
seine Kräfte und wächst unaufhaltsam.
"Prosweschtschenije"
Nr. 3, März 1913,
Unterschrift:
W.I.
Fußnote:
1 W.I.
Lenins Artikel "Drei Quellen und drei Bestandteile des Marxismus"
wurde in der Nr. 3 der Zeitschrift "Prosweschtschenije", Jahrgang
1913, veröffentlicht, die dem 30. Todestag von Karl Marx gewidmet war.
"Prosweschtschenije"
(Die Aufklärung) - theoretisches Organ der Bolschewiki, erschien monatlich ab
Dezember 1911 legal in Petersburg. Die Zeitschrift, die auf Anregung Lenins
gegründet worden war, trat an die Stelle der von der zaristischen Regierung
verbotenen Moskauer bolschewistischen Zeitschrift "Mysl" (Der
Gedanke). Lenin leitete die Zeitschrift "Prosweschtschenije" vom
Ausland her; sie veröffentlichte seine Arbeiten: "Prinzipielle Fragen der
Wahlkampagne", "Die Ergebnisse der Wahlen", "Kritische Bemerkungen
zur nationalen Frage", "Über das Selbstbestimmungsrecht der
Nationen" und andere. Den Teil Kunst und Literatur redigierte A.M. Gorki.
Die Auflage der Zeitschrift betrug nahezu 5000 Exemplare.
Kurz vor
dem ersten Weltkrieg - im Juni 1914 - wurde die Zeitschrift von der
zaristischen Regierung verboten. Im Herbst 1917 wurde das
"Prosweschtschenije" erneut herausgegeben, es erschien nur eine
Doppelnummer der Zeitschrift, in der die Arbeiten Lenins "Werden die
Bolschewiki die Staatsmacht behaupten?" und "Zur Revision des
Parteiprogramms" veröffentlicht wurden.
Gedruckt
nachzulesen in: Lenin Werke, Band 19, Seite 3-9; Dietz Verlag Berlin, 1977
Karl Marx/Friedrich Engels
Manifest der Kommunistischen Partei
Gedruckt und als Einzelbroschüre im
Februar/März 1848 in London erschienen. Der vorliegenden Ausgabe liegt der Text
der letzten von Friedrich Engels besorgten deutschen Ausgabe von 1890 zugrunde.
|461| Ein
Gespenst geht um in Europa - das Gespenst des Kommunismus. Alle Mächte des
alten Europa haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dies Gespenst
verbündet, der Papst und der Zar, Metternich und Guizot, französische Radikale
und deutsche Polizisten.
Wo ist
die Oppositionspartei, die nicht von ihren regierenden Gegnern als
kommunistisch verschrien worden wäre, wo die Oppositionspartei, die den
fortgeschritteneren Oppositionsleuten sowohl wie ihren reaktionären Gegnern den
brandmarkenden Vorwurf des Kommunismus nicht zurückgeschleudert hätte?
Zweierlei
geht aus dieser Tatsache hervor.
Der
Kommunismus wird bereits von allen europäischen Mächten als eine Macht
anerkannt.
Es ist
hohe Zeit, daß die Kommunisten ihre Anschauungsweise, ihre Zwecke, ihre
Tendenzen vor der ganzen Welt offen darlegen und dem {1} Märchen vom Gespenst
des Kommunismus ein Manifest der Partei selbst entgegenstellen.
Zu diesem
Zweck haben sich Kommunisten der verschiedensten Nationalität in London
versammelt und das folgende Manifest entworfen, das in englischer,
französischer, deutscher, italienischer, flämischer und dänischer Sprache
veröffentlicht wird.
I
Bourgeois und Proletarier (1)
|462| Die
Geschichte aller bisherigen Gesellschaft (2) ist die Geschichte von
Klassenkämpfen.
Freier
und Sklave, Patrizier und Plebejer, Baron und Leibeigener, Zunftbürger und
Gesell, kurz, Unterdrücker und Unterdrückte standen in stetem Gegensatz
zueinander, führten einen ununterbrochenen, bald versteckten, bald offenen
Kampf, einen Kampf, der jedesmal mit einer revolutionären Umgestaltung der
ganzen Gesellschaft endete oder mit dem gemeinsamen Untergang der kämpfenden
Klassen.
In den
früheren Epochen der Geschichte finden wir fast überall eine vollständige
Gliederung der Gesellschaft in verschiedene Stände, eine mannigfaltige
Abstufung der gesellschaftlichen Stellungen. Im alten Rom haben wir |463|
Patrizier, Ritter, Plebejer, Sklaven; im Mittelalter Feudalherren, Vasallen,
Zunftbürger, Gesellen, Leibeigene, und noch dazu in fast jeder dieser Klassen
besondere Abstufungen.
Die aus
dem Untergang der feudalen Gesellschaft hervorgegangene moderne bürgerliche
Gesellschaft hat die Klassengegensätze nicht aufgehoben. Sie hat nur neue
Klassen, neue Bedingungen der Unterdrückung, neue Gestaltungen des Kampfes an
die Stelle der alten gesetzt.
Unsere
Epoche, die Epoche der Bourgeoisie, zeichnet sich jedoch dadurch aus, daß sie
die Klassengegensätze vereinfacht hat. Die ganze Gesellschaft spaltet sich mehr
und mehr in zwei große feindliche Lager, in zwei große, einander direkt
gegenüberstehende Klassen: Bourgeoisie und Proletariat.
Aus den
Leibeigenen des Mittelalters gingen die Pfahlbürger der ersten Städte hervor;
aus dieser Pfahlbürgerschaft entwickelten sich die ersten Elemente der
Bourgeoisie.
Die Entdeckung
Amerikas, die Umschiffung Afrikas schufen der aufkommenden Bourgeoisie ein
neues Terrain. Der ostindische und chinesische Markt, die Kolonisierung von
Amerika, der Austausch mit den Kolonien, die Vermehrung der Tauschmittel und
der Waren überhaupt gaben dem Handel, der Schiffahrt, der Industrie einen nie
gekannten Aufschwung und damit dem revolutionären Element in der zerfallenden
feudalen Gesellschaft eine rasche Entwicklung.
Die
bisherige feudale oder zünftige Betriebsweise der Industrie reichte nicht mehr
aus für den mit neuen {2} Märkten anwachsenden Bedarf. Die Manufaktur trat an
ihre Stelle. Die Zunftmeister wurden verdrängt durch den industriellen
Mittelstand; die Teilung der Arbeit zwischen den verschiedenen Korporationen
verschwand vor der Teilung der Arbeit in der einzelnen Werkstatt selbst.
Aber
immer wuchsen die Märkte, immer stieg der Bedarf. Auch die Manufaktur reichte
nicht mehr aus. Da revolutionierte der Dampf und die Maschinerie die
industrielle Produktion. An die Stelle der Manufaktur trat die moderne große
Industrie, an die Stelle des industriellen Mittelstandes traten die
industriellen Millionäre, die Chefs ganzer industrieller Armeen, die modernen
Bourgeois.
Die große
Industrie hat den Weltmarkt hergestellt, den die Entdeckung Amerikas
vorbereitete. Der Weltmarkt hat dem Handel, der Schiffahrt, den
Landkommunikationen eine unermeßliche Entwicklung gegeben. Diese hat |464|
wieder auf die Ausdehnung der Industrie zurückgewirkt, und in demselben Maße,
worin Industrie, Handel, Schiffahrt, Eisenbahnen sich ausdehnten, in demselben
Maße entwickelte sich die Bourgeoisie, vermehrte sie ihre Kapitalien, drängte
sie alle vom Mittelalter her überlieferten Klassen in den Hintergrund.
Wir sehen
also, wie die moderne Bourgeoisie selbst das Produkt eines langen
Entwicklungsganges, einer Reihe von Umwälzungen in der Produktions- und
Verkehrsweise ist.
Jede
dieser Entwicklungsstufen der Bourgeoisie war begleitet von einem entsprechenden
politischen Fortschritt {3}. Unterdrückter Stand unter der Herrschaft der
Feudalherren, bewaffnete und sich selbst verwaltende Assoziation {4} in der
Kommune (3), hier unabhängige städtische Republik {5}, dort dritter
steuerpflichtiger Stand der Monarchie {6}, dann zur Zeit der Manufaktur
Gegengewicht gegen den Adel in der ständischen oder in der absoluten Monarchie
{7}, Hauptgrundlage der großen Monarchien überhaupt, erkämpfte sie sich endlich
seit der Herstellung der großen Industrie und des Weltmarktes im modernen
Repräsentativstaat die ausschließliche politische Herrschaft. Die moderne
Staatsgewalt ist nur ein Ausschuß, der die gemeinschaftlichen Geschäfte der
ganzen Bourgeoisklasse verwaltet.
Die
Bourgeoisie hat in der Geschichte eine höchst revolutionäre Rolle gespielt.
Die
Bourgeoisie, wo sie zur Herrschaft gekommen, hat alle feudalen,
patriarchalischen, idyllischen Verhältnisse zerstört. Sie hat die
buntscheckigen Feudalbande, die den Menschen an seinen natürlichen Vorgesetzten
knüpften, unbarmherzig zerrissen und kein anderes Band zwischen Mensch und
Mensch übriggelassen als das nackte Interesse, als die gefühllose "bare
Zahlung". Sie hat die heiligen Schauer der frommen Schwärmerei, der
ritter- |465| lichen Begeisterung, der spießbürgerlichen Wehmut in dem
eiskalten Wasser egoistischer Berechnung ertränkt. Sie hat die persönliche
Würde in den Tauschwert aufgelöst und an die Stelle der zahllosen verbrieften
und wohlerworbenen Freiheiten die eine gewissenlose Handelsfreiheit gesetzt. Sie
hat, mit einem Wort, an die Stelle der mit religiösen und politischen
Illusionen verhüllten Ausbeutung die offene, unverschämte, direkte, dürre
Ausbeutung gesetzt.
Die
Bourgeoisie hat alle bisher ehrwürdigen und mit frommer Scheu betrachteten
Tätigkeiten ihres Heiligenscheins entkleidet. Sie hat den Arzt, den Juristen,
den Pfaffen, den Poeten, den Mann der Wissenschaft in ihre bezahlten
Lohnarbeiter verwandelt.
Die
Bourgeoisie hat dem Familienverhältnis seinen rührend-sentimentalen Schleier
abgerissen und es auf ein reines Geldverhältnis zurückgeführt.
Die
Bourgeoisie hat enthüllt, wie die brutale Kraftäußerung, die die Reaktion so
sehr am Mittelalter bewundert, in der trägsten Bärenhäuterei ihre passende
Ergänzung fand. Erst sie hat bewiesen, was die Tätigkeit der Menschen zustande
bringen kann. Sie hat ganz andere Wunderwerke vollbracht als ägyptische
Pyramiden, römische Wasserleitungen und gotische Kathedralen, sie hat ganz
andere Züge ausgeführt als Völkerwanderungen und Kreuzzüge.
Die
Bourgeoisie kann nicht existieren, ohne die Produktionsinstrumente, also die
Produktionsverhältnisse, also sämtliche gesellschaftlichen Verhältnisse
fortwährend zu revolutionieren. Unveränderte Beibehaltung der alten
Produktionsweise war dagegen die erste Existenzbedingung aller früheren
industriellen Klassen. Die fortwährende Umwälzung der Produktion, die
ununterbrochene Erschütterung aller gesellschaftlichen Zustände, die ewige
Unsicherheit und Bewegung zeichnet die Bourgeoisepoche vor allen anderen {8}
aus. Alle festen eingerosteten Verhältnisse mit ihrem Gefolge von
altehrwürdigen Vorstellungen und Anschauungen werden aufgelöst, alle
neugebildeten veralten, ehe sie verknöchern können. Alles Ständische und
Stehende verdampft, alles Heilige wird entweiht, und die Menschen sind endlich
gezwungen, ihre Lebensstellung, ihre gegenseitigen Beziehungen mit nüchternen
Augen anzusehen.
Das
Bedürfnis nach einem stets ausgedehnteren Absatz für ihre Produkte jagt die
Bourgeoisie über die ganze Erdkugel. Überall muß sie sich einnisten, überall
anbauen, überall Verbindungen herstellen.
|466| Die
Bourgeoisie hat durch ihre {9} Exploitation des Weltmarkts die Produktion und
Konsumption aller Länder kosmopolitisch gestaltet. Sie hat zum großen Bedauern
der Reaktionäre den nationalen Boden der Industrie unter den Füßen weggezogen.
Die uralten nationalen Industrien sind vernichtet worden und werden noch
täglich vernichtet. Sie werden verdrängt durch neue Industrien, deren
Einführung eine Lebensfrage für alle zivilisierten Nationen wird, durch
Industrien, die nicht mehr einheimische Rohstoffe, sondern den entlegensten
Zonen angehörige Rohstoffe verarbeiten und deren Fabrikate nicht nur im Lande
selbst, sondern in allen Weltteilen zugleich verbraucht werden.
An die
Stelle der alten, durch Landeserzeugnisse befriedigten Bedürfnisse treten neue,
welche die Produkte der entferntesten Länder und Klimate zu ihrer Befriedigung
erheischen. An die Stelle der alten lokalen und nationalen Selbstgenügsamkeit
und Abgeschlossenheit tritt ein allseitiger Verkehr, eine allseitige
Abhängigkeit der Nationen voneinander. Und wie in der materiellen, so auch in
der geistigen Produktion. Die geistigen Erzeugnisse der einzelnen Nationen
werden Gemeingut. Die nationale Einseitigkeit und Beschränktheit wird mehr und mehr
unmöglich, und aus den vielen nationalen und lokalen Literaturen bildet sich
eine Weltliteratur.
Die
Bourgeoisie reißt durch die rasche Verbesserung aller Produktionsinstrumente,
durch die unendlich erleichterte Kommunikation alle, auch die barbarischsten
Nationen in die Zivilisation. Die wohlfeilen Preise ihrer Waren sind die
schwere Artillerie, mit der sie alle chinesischen Mauern in den Grund schießt,
mit der sie den hartnäckigsten Fremdenhaß der Barbaren zur Kapitulation zwingt.
Sie zwingt alle Nationen, die Produktionsweise der Bourgeoisie sich anzueignen,
wenn sie nicht zugrunde gehen wollen; sie zwingt sie, die sogenannte
Zivilisation bei sich selbst einzuführen, d.h. Bourgeois zu werden. Mit einem
Wort, sie schafft sich eine Welt nach ihrem eigenen Bilde.
Die
Bourgeoisie hat das Land der Herrschaft der Stadt unterworfen. Sie hat enorme
Städte geschaffen, sie hat die Zahl der städtischen Bevölkerung gegenüber der
ländlichen in hohem Grade vermehrt und so einen bedeutenden Teil der
Bevölkerung dem Idiotismus des Landlebens entrissen. Wie sie das Land von der
Stadt, hat sie die barbarischen und halbbarbarischen Länder von den
zivilisierten, die Bauernvölker von den Bourgeoisvölkern, den Orient vom
Okzident abhängig gemacht.
Die
Bourgeoisie hebt mehr und mehr die Zersplitterung der Produktionsmittel, des
Besitzes und der Bevölkerung auf. Sie hat die Bevölkerung agglo- |467| meriert,
die Produktionsmittel zentralisiert und das Eigentum in wenigen Händen
konzentriert. Die notwendige Folge hiervon war die politische Zentralisation.
Unabhängige, fast nur verbündete Provinzen mit verschiedenen Interessen,
Gesetzen, Regierungen und Zöllen wurden zusammengedrängt in eine Nation, eine
Regierung, ein Gesetz, ein nationales Klasseninteresse, eine Douanenlinie.
Die
Bourgeoisie hat in ihrer kaum hundertjährigen Klassenherrschaft massenhaftere
und kolossalere Produktionskräfte geschaffen als alle vergangenen Generationen
zusammen. Unterjochung der Naturkräfte, Maschinerie, Anwendung der Chemie auf
Industrie und Ackerbau, Dampfschiffahrt, Eisenbahnen, elektrische Telegraphen,
Urbarmachung ganzer Weltteile, Schiffbarmachung der Flüsse, ganze aus dem Boden
hervorgestampfte Bevölkerungen - welches frühere {10} Jahrhundert ahnte, daß
solche Produktionskräfte im Schoß der gesellschaftlichen Arbeit schlummerten.
Wir haben
also {11} gesehen: Die Produktions- und Verkehrsmittel, auf deren Grundlage
sich die Bourgeoisie heranbildete, wurden in der feudalen Gesellschaft erzeugt.
Auf einer gewissen Stufe der Entwicklung dieser Produktions- und Verkehrsmittel
entsprachen die Verhältnisse, worin die feudale Gesellschaft produzierte und
austauschte, die feudale Organisation der Agrikultur und Manufaktur, mit einem
Wort die feudalen Eigentumsverhältnisse den schon entwickelten Produktivkräften
nicht mehr. Sie hemmten die Produktion, statt sie zu fördern. Sie verwandelten
sich in ebensoviele Fesseln. Sie mußten gesprengt werden, sie wurden gesprengt.
An ihre
Stelle trat die freie Konkurrenz mit der ihr angemessenen gesellschaftlichen
und politischen Konstitution, mit der ökonomischen und politischen Herrschaft
der Bourgeoisklasse.
Unter
unsern Augen geht eine ähnliche Bewegung vor. Die bürgerlichen Produktions- und
Verkehrsverhältnisse, die bürgerlichen Eigentumsverhältnisse, die moderne
bürgerliche Gesellschaft, die so gewaltige Produktions- und Verkehrsmittel
hervorgezaubert hat, gleicht dem Hexenmeister, der die unterirdischen Gewalten
nicht mehr zu beherrschen vermag, die er heraufbeschwor. Seit Dezennien ist die
Geschichte der Industrie und des Handels nur {12} die Geschichte der Empörung
der modernen Produktivkräfte gegen die modernen Produktionsverhältnisse, gegen
die Eigentumsverhältnisse, welche die Lebensbedingungen der Bourgeoisie und
ihrer Herrschaft sind. Es genügt, die Handelskrisen zu nennen, welche in ihrer
periodischen Wiederkehr immer drohender die Existenz der ganzen bürgerlichen
Gesellschaft in |468| Frage stellen. In den Handelskrisen wird ein großer Teil
nicht nur der erzeugten Produkte, sondern {13} der bereits geschaffenen Produktivkräfte
regelmäßig vernichtet. In den Krisen bricht eine gesellschaftliche Epidemie
aus, welche allen früheren Epochen als ein Widersinn erschienen wäre - die
Epidemie der Überproduktion. Die Gesellschaft findet sich plötzlich in einen
Zustand momentaner Barbarei zurückversetzt; eine Hungersnot, ein allgemeiner
Vernichtungskrieg {14} scheinen ihr alle Lebensmittel abgeschnitten zu haben;
die Industrie, der Handel scheinen vernichtet, und warum? Weil sie zuviel
Zivilisation, zuviel Lebensmittel, zuviel Industrie, zuviel Handel besitzt. Die
Produktivkräfte, die ihr zur Verfügung stehen, dienen nicht mehr zur
Beförderung {15} der bürgerlichen Eigentumsverhältnisse; im Gegenteil, sie sind
zu gewaltig für diese Verhältnisse geworden, sie werden von ihnen gehemmt; und
sobald sie dies Hemmnis überwinden, bringen sie die ganze bürgerliche
Gesellschaft in Unordnung, gefährden sie die Existenz des bürgerlichen
Eigentums. Die bürgerlichen Verhältnisse sind zu eng geworden, um den von ihnen
erzeugten Reichtum zu fassen. - Wodurch überwindet die Bourgeoisie die Krisen?
Einerseits durch die erzwungene Vernichtung einer Masse von Produktivkräften;
anderseits durch die Eroberung neuer Märkte und die gründlichere Ausbeutung
alter {16} Märkte. Wodurch also? Dadurch, daß sie allseitigere und gewaltigere
Krisen vorbereitet und die Mittel, den Krisen vorzubeugen, vermindert.
Die
Waffen, womit die Bourgeoisie den Feudalismus zu Boden geschlagen hat, richten
sich jetzt gegen die Bourgeoisie selbst.
Aber die
Bourgeoisie hat nicht nur die Waffen geschmiedet, die ihr den Tod bringen; sie
hat auch die Männer gezeugt, die diese Waffen führen werden - die modernen
Arbeiter, die Proletarier.
In
demselben Maße, worin sich die Bourgeoisie, d.h. das Kapital, entwickelt, in
demselben Maße entwickelt sich das Proletariat, die Klasse der modernen
Arbeiter, die nur so lange leben, als sie Arbeit finden, und die nur so lange
Arbeit finden, als ihre Arbeit das Kapital vermehrt. Diese Arbeiter, die sich
stückweis verkaufen müssen, sind eine Ware wie jeder andere Handelsartikel und
daher gleichmäßig allen Wechselfällen der Konkurrenz, allen Schwankungen des
Marktes ausgesetzt.
Die
Arbeit der Proletarier hat durch die Ausdehnung der Maschinerie und die Teilung
der Arbeit allen selbständigen Charakter und damit allen Reiz für die {17}
Arbeiter verloren. Er wird ein bloßes Zubehör der Maschine, von dem |469| nur
der einfachste, eintönigste, am leichtesten erlernbare Handgriff verlangt wird.
Die Kosten, die der Arbeiter verursacht, beschränken sich daher fast nur auf
die Lebensmittel, die er zu seinem Unterhalt und zur Fortpflanzung seiner Race
bedarf. Der Preis einer Ware, also auch der Arbeit, ist aber gleich ihren
Produktionskosten. In demselben Maße, in dem die Widerwärtigkeit der Arbeit
wächst, nimmt daher der Lohn ab. Noch mehr, in demselben Maße, wie Maschinerie
und Teilung der Arbeit zunehmen, in demselben Maße nimmt auch die Masse {18}
der Arbeit zu, sei es durch Vermehrung der Arbeitsstunden, sei es durch
Vermehrung der in einer gegebenen Zeit geforderten Arbeit, beschleunigten Lauf
der Maschinen usw.
Die
moderne Industrie hat die kleine Werkstube des patriarchalischen Meisters in
die große Fabrik des industriellen Kapitalisten verwandelt. Arbeitermassen, in
der Fabrik zusammengedrängt, werden soldatisch organisiert. Sie werden als
gemeine Industriesoldaten unter die Aufsicht einer vollständigen Hierarchie von
Unteroffizieren und Offizieren gestellt. Sie sind nicht nur Knechte der
Bourgeoisie, des Bourgeoisstaates, sie sind täglich und stündlich geknechtet
von der Maschine, von dem Aufseher und vor allem von den {19} einzelnen
fabrizierenden Bourgeois selbst. Diese Despotie ist um so kleinlicher,
gehässiger, erbitterter, je offener sie den Erwerb als ihren {20} Zweck
proklamiert.
Je
weniger die Handarbeit Geschicklichkeit und Kraftäußerung erheischt, d.h. je
mehr die moderne Industrie sich entwickelt, desto mehr wird die Arbeit der
Männer durch die der Weiber {21} verdrängt. Geschlechts- und Altersunterschiede
haben keine gesellschaftliche Geltung mehr für die Arbeiterklasse. Es gibt nur
noch Arbeitsinstrumente, die je nach Alter und Geschlecht verschiedene Kosten
machen.
Ist die
Ausbeutung des Arbeiters durch den Fabrikanten so weit beendigt, daß er seinen
Arbeitslohn bar ausgezahlt erhält, so fallen die anderen Teile der Bourgeoisie
über ihn her, der Hausbesitzer, der Krämer, der Pfandleiher {22} usw.
Die
bisherigen kleinen Mittelstände, die kleinen Industriellen, Kaufleute und
Rentiers, die Handwerker und Bauern, alle diese Klassen fallen ins Proletariat
hinab, teils dadurch, daß ihr kleines Kapital für den Betrieb der großen
Industrie nicht ausreicht und der Konkurrenz mit den größeren Kapitalisten
erliegt, teils dadurch, daß ihre Geschicklichkeit von neuen Produktionsweisen
entwertet wird. So rekrutiert sich das Proletariat aus allen Klassen der
Bevölkerung.
|470| Das
Proletariat macht verschiedene Entwicklungsstufen durch. Sein Kampf gegen die
Bourgeoisie beginnt mit seiner Existenz.
Im Anfang
kämpfen die einzelnen Arbeiter, dann die Arbeiter einer Fabrik, dann die
Arbeiter eines Arbeitszweiges an einem Ort gegen den einzelnen Bourgeois, der
sie direkt ausbeutet. Sie richten ihre Angriffe nicht nur gegen die
bürgerlichen Produktionsverhältnisse, sie richten sie gegen die
Produktionsinstrumente selbst; sie vernichten die fremden konkurrierenden
Waren, sie zerschlagen die Maschinen, sie stecken die Fabriken in Brand, die
suchen {23} die untergegangene Stellung des mittelalterlichen Arbeiters
wiederzuerringen.
Auf
dieser Stufe bilden die Arbeiter eine über das Land zerstreute und durch die
Konkurrenz zersplitterte Masse. Massenhaftes Zusammenhalten der Arbeiter ist
noch nicht die Folge ihrer eigenen Vereinigung, sondern die Folge der Vereinigung
der Bourgeoisie, die zur Erreichung ihrer eigenen politischen Zwecke das ganze
Proletariat in Bewegung setzen muß und es einstweilen noch kann.
Auf
dieser Stufe bekämpfen die Proletarier also noch nicht ihre Feinde, sondern die
Feinde ihrer Feinde, die Reste der absoluten Monarchie, die Grundeigentümer,
die nichtindustriellen Bourgeois, die Kleinbürger. Die ganze geschichtliche
Bewegung ist so in den Händen der Bourgeoisie konzentriert; jeder Sieg, der so
errungen wird, ist ein Sieg der Bourgeoisie.
Aber mit
der Entwicklung der Industrie vermehrt sich nicht nur das Proletariat; es wird
in größeren Massen zusammengedrängt, seine Kraft wächst, und es fühlt sie immer
mehr. Die Interessen, die Lebenslagen innerhalb des Proletariats gleichen sich
immer mehr aus, indem die Maschinerie mehr und mehr die Unterschiede der Arbeit
verwischt und den Lohn fast überall auf ein gleich niedriges Niveau
herabdrückt. Die wachsende Konkurrenz der Bourgeois unter sich und die daraus
hervorgehenden Handelskrisen machen den Lohn der Arbeiter immer schwankender;
die immer rascher sich entwickelnde, unaufhörliche Verbesserung der Maschinerie
macht ihre ganze Lebensstellung immer unsicherer; immer mehr nehmen die
Kollisionen zwischen dem einzelnen Arbeiter und dem einzelnen Bourgeois den
Charakter von Kollisionen zweier Klassen an. Die Arbeiter beginnen damit,
Koalitionen {24} gegen die Bourgeois zu bilden; sie treten zusammen zur
Behauptung ihres Arbeitslohns. Sie stiften selbst dauernde Assoziationen, um
sich für die gelegentlichen Empörungen zu verproviantieren. Stellenweis bricht
der Kampf in Emeuten aus.
|471| Von
Zeit zu Zeit siegen die Arbeiter, aber nur vorübergehend. Das eigentliche
Resultat ihrer Kämpfe ist nicht der unmittelbare Erfolg, sondern die immer
weiter um sich greifende Vereinigung der Arbeiter. Sie wird befördert durch die
wachsenden Kommunikationsmittel, die von der großen Industrie erzeugt werden
und die Arbeiter der verschiedenen Lokalitäten miteinander in Verbindung
setzen. Es bedarf aber bloß der Verbindung, um die vielen Lokalkämpfe von
überall gleichem Charakter zu einem nationalen, zu einem Klassenkampf zu
zentralisieren. Jeder Klassenkampf ist aber {25} ein politischer Kampf. Und die
Vereinigung, zu der die Bürger des Mittelalters mit ihren Vizinalwegen
Jahrhunderte bedurften, bringen die modernen Proletarier mit den Eisenbahnen in
wenigen Jahren zustande.
Diese
Organisation der Proletarier zur Klasse, und damit zur politischen Partei, wird
jeden Augenblick wieder gesprengt durch die Konkurrenz unter den Arbeitern
selbst. Aber sie ersteht immer wieder, stärker, fester, mächtiger. Sie erzwingt
die Anerkennung einzelner Interesse der Arbeiter in Gesetzesform, indem sie die
Spaltungen der Bourgeoisie unter sich benutzt. So die Zehnstundenbill in England.
Die
Kollisionen der alten Gesellschaft überhaupt fördern mannigfach den
Entwicklungsgang des Proletariats. Die Bourgeoisie befindet sich in
fortwährendem Kampfe: anfangs gegen die Aristokratie; später gegen die Teile
der Bourgeoisie selbst, deren Interessen mit dem Fortschritt der Industrie in
Widerspruch geraten; stets gegen die Bourgeoisie aller auswärtigen Länder. In
allen diesen Kämpfen sieht sie sich genötigt, an das Proletariat zu
appellieren, seine Hülfe in Anspruch zu nehmen und es so in die politische
Bewegung hineinzureißen. Sie selbst führt also dem Proletariat ihre eigenen
{26} Bildungselemente, d.h. Waffen gegen sich selbst, zu.
Es werden
ferner, wie wir sahen, durch den Fortschritt der Industrie ganze Bestandteile
der herrschenden Klasse ins Proletariat hinabgeworfen oder wenigstens in ihren
Lebensbedingungen bedroht. Auch sie führen dem Proletariat eine Masse
Bildungselemente {27} zu.
In Zeiten
endlich, wo der Klassenkampf sich der Entscheidung nähert, nimmt der
Auflösungsprozeß innerhalb der herrschenden Klasse, innerhalb der ganzen alten
Gesellschaft, einen so heftigen, so grellen Charakter an, daß ein kleiner Teil
der herrschenden Klasse sich von ihr lossagt und sich der revolutionären Klasse
anschließt, der Klasse, welche die Zukunft in ihren Händen trägt. Wie daher
früher ein Teil des Adels zur Bourgeoisie überging, so geht jetzt ein Teil der
Bourgeoisie zum Proletariat über, und nament- |472| lich ein Teil dieser
Bourgeoisideologen, welche zum theoretischen Verständnis der ganzen geschichtlichen
Bewegung sich hinaufgearbeitet haben.
Von allen
Klassen, welche heutzutage der Bourgeoisie gegenüberstehen, ist nur das
Proletariat eine wirklich revolutionäre Klasse. Die übrigen Klassen verkommen
und gehen unter mit der großen Industrie, das Proletariat ist ihr eigenstes
Produkt.
Die
Mittelstände, der kleine Industrielle, der kleine Kaufmann, der Handwerker, der
Bauer, sie alle bekämpfen die Bourgeoisie, um ihre Existenz als Mittelstände
vor dem Untergang zu sichern. Sie sind also nicht revolutionär, sondern
konservativ. Noch mehr, sie sind reaktionär {28}, sie suchen das Rad der
Geschichte zurückzudrehen. Sind sie revolutionär, so sind sie es im Hinblick
auf den ihnen bevorstehenden Übergang ins Proletariat, so verteidigen sie nicht
ihre gegenwärtigen, sondern ihre zukünftigen Interessen, so verlassen sie ihren
eigenen Standpunkt, um sich auf den des Proletariats zu stellen. -
Das
Lumpenproletariat, diese passive Verfaulung der untersten Schichten der alten
Gesellschaft, wird durch eine proletarische Revolution stellenweise in die
Bewegung hineingeschleudert, seiner ganzen Lebenslage nach wird es
bereitwilliger sein, sich zu reaktionären Umtrieben erkaufen zu lassen.
Die
Lebensbedingungen der alten Gesellschaft sind schon vernichtet in den Lebensbedingungen
des Proletariats. Der Proletarier ist eigentumslos; sein Verhältnis zu Weib und
Kindern hat nichts mehr gemein mit dem bürgerlichen Familienverhältnis; die
moderne industrielle Arbeit, die moderne Unterjochung unter das Kapital,
dieselbe in England wie in Frankreich, in Amerika wie in Deutschland, hat ihm
allen nationalen Charakter abgestreift. Die Gesetze, die Moral, die Religion
sind für ihn ebenso viele bürgerliche Vorurteile, hinter denen sich ebenso
viele bürgerliche Interessen verstecken.
Alle
früheren Klassen, die sich die Herrschaft eroberten, suchten ihre schon
erworbene Lebensstellung zu sichern, indem sie die ganze Gesellschaft den
Bedingungen ihres Erwerbs unterwarfen. Die Proletarier können sich die
gesellschaftlichen Produktivkräfte nur erobern, indem sie ihre eigene bisherige
Aneignungsweise und damit die ganze bisherige Aneignungsweise abschaffen. Die
Proletarier haben nichts von dem Ihrigen zu sichern, sie haben alle bisherigen
Privatsicherheiten {29} und Privatversicherungen zu zerstören.
Alle
bisherigen Bewegungen waren Bewegungen von Minoritäten oder im Interesse von
Minoritäten. Die proletarische Bewegung ist die selbständige Bewegung der
ungeheuren Mehrzahl im Interesse der ungeheuren Mehrzahl. Das Proletariat, die
unterste Schicht der jetzigen Gesellschaft, |473| kann sich nicht erheben,
nicht aufrichten, ohne daß der ganze Überbau der Schichten, die die offizielle
Gesellschaft bilden, in die Luft gesprengt wird.
Obgleich
nicht dem Inhalt, ist der Form nach der Kampf des Proletariats gegen die
Bourgeoisie zunächst ein nationaler. Das Proletariat eines jeden Landes muß
natürlich zuerst mit seiner eigenen Bourgeoisie fertig werden.
Indem wir
die allgemeinsten Phasen der Entwicklung des Proletariats zeichneten,
verfolgten wir den mehr oder minder versteckten Bürgerkrieg innerhalb der
bestehenden Gesellschaft bis zu dem Punkt, wo er in eine offene Revolution
ausbricht und durch den gewaltsamen Sturz der Bourgeoisie das Proletariat seine
Herrschaft begründet.
Alle
bisherige Gesellschaft beruhte, wie wir gesehen haben, auf dem Gegensatz
unterdrückender und unterdrückter Klassen. Um aber eine Klasse unterdrücken zu
können, müssen ihr Bedingungen gesichert sein, innerhalb derer sie wenigstens
ihre knechtische Existenz fristen kann. Der Leibeigene hat sich zum Mitglied
der Kommune in der Leibeigenschaft herangearbeitet wie der Kleinbürger zum
Bourgeois unter dem Joch des feudalistischen Absolutismus. Der moderne Arbeiter
dagegen, statt sich mit dem Fortschritt der Industrie zu heben, sinkt immer tiefer
unter die Bedingungen seiner eigenen Klasse herab. Der Arbeiter wird zum
Pauper, und der Pauperismus entwickelt sich noch schneller {30} als Bevölkerung
und Reichtum.
Es tritt
hiermit offen hervor, daß die Bourgeoisie unfähig ist, noch länger die herrschende
Klasse der Gesellschaft zu bleiben und die Lebensbedingungen ihrer Klasse der
Gesellschaft als regelndes Gesetz aufzuzwingen. Sie ist unfähig zu herrschen,
weil sie unfähig ist, ihrem Sklaven die Existenz selbst innerhalb seiner
Sklaverei zu sichern, weil sie gezwungen ist, ihn in eine Lage herabsinken zu
lassen, wo sie ihn ernähren muß, statt von ihm ernährt zu werden. Die
Gesellschaft kann nicht mehr unter ihr leben, d.h., ihr Leben ist nicht mehr
verträglich mit der Gesellschaft.
Die
wesentliche {31} Bedingung für die Existenz und für die Herrschaft der
Bourgeoisklasse ist die Anhäufung des Reichtums in den Händen von Privaten, die
Bildung und Vermehrung des Kapitals; die Bedingung des Kapitals ist die
Lohnarbeit. Die Lohnarbeit beruht ausschließlich auf der Konkurrenz der
Arbeiter unter sich. Der Fortschritt der Industrie, dessen willenloser und
widerstandsloser Träger die Bourgeoisie ist, setzt an die Stelle der Isolierung
der Arbeiter durch die Konkurrenz ihre revolutionäre Vereini- |474| gung durch
die Assoziation. Mit der Entwicklung der großen Industrie wird also unter den
Füßen der Bourgeoisie die Grundlage selbst hinweggezogen {32}, worauf sie
produziert und die Produkte sich aneignet. Sie produziert vor allem ihren {33}
eigenen Totengräber. Ihr Untergang und der Sieg des Proletariats sind gleich
unvermeidlich.
II
Proletarier und Kommunisten
In
welchem Verhältnis stehen die Kommunisten zu den Proletariern überhaupt?
Die
Kommunisten sind keine besondere Partei gegenüber den andern Arbeiterparteien.
Sie haben
keine von den Interessen des ganzen Proletariats getrennten Interessen.
Sie
stellen keine besonderen {34} Prinzipien auf, wonach sie die proletarische
Bewegung modeln wollen.
Die
Kommunisten unterscheiden sich von den übrigen proletarischen Parteien nur
dadurch, daß sie einerseits {35} in den verschiedenen nationalen Kämpfen der
Proletarier die gemeinsamen, von der Nationalität unabhängigen Interessen des
gesamten Proletariats hervorheben und zur Geltung bringen, andrerseits dadurch,
daß sie in den verschiedenen Entwicklungsstufen, welche der Kampf zwischen
Proletariat und Bourgeoisie durchläuft, stets das Interesse der Gesamtbewegung
vertreten.
Die
Kommunisten sind also praktisch der entschiedenste, immer weitertreibende Teil
der Arbeiterparteien aller Länder; sie haben theoretisch vor der übrigen Masse
des Proletariats die Einsicht in die Bedingungen, den Gang und die allgemeinen
Resultate der proletarischen Bewegung voraus.
Der
nächste Zweck der Kommunisten ist derselbe wie der aller übrigen proletarischen
Parteien: Bildung des Proletariats zur Klasse, Sturz der Bourgeoisherrschaft,
Eroberung der politischen Macht durch das Proletariat. Die theoretischen Sätze
der Kommunisten beruhen keineswegs auf Ideen, auf Prinzipien, die von diesem
oder jenem Weltverbesserer erfunden oder entdeckt sind.
|475| Sie
sind nur allgemeine Ausdrücke tatsächlicher Verhältnisse eines existierenden
Klassenkampfes, einer unter unseren Augen vor sich gehenden geschichtlichen
Bewegung. Die Abschaffung bisheriger Eigentumsverhältnisse ist nichts den {36}
Kommunismus eigentümlich Bezeichnendes.
Alle
Eigentumsverhältnisse waren einem beständigen geschichtlichen Wandel, einer
beständigen geschichtlichen Veränderung unterworfen.
Die
Französische Revolution z.B. schaffte das Feudaleigentum zugunsten des
bürgerlichen ab.
Was den
Kommunismus auszeichnet, ist nicht die Abschaffung des Eigentums überhaupt,
sondern die Abschaffung des bürgerlichen Eigentums.
Aber das
moderne bürgerliche Privateigentum ist der letzte und vollendetste Ausdruck der
Erzeugung und Aneignung der Produkte, die auf Klassengegensätzen,{37} auf der
Ausbeutung der einen {38} durch die andern {39} beruht.
In diesem
Sinn können die Kommunisten ihre Theorie in dem einen Ausdruck: Aufhebung des
Privateigentums, zusammenfassen.
Man hat
uns Kommunisten vorgeworfen, wir wollten das persönlich erworbene,
selbsterarbeitete Eigentum abschaffen; das Eigentum, welches die Grundlage
aller persönlichen Freiheit, Tätigkeit und Selbständigkeit bilde.
Erarbeitetes,
erworbenes, selbstverdientes Eigentum! Sprecht ihr von dem kleinbürgerlichen,
kleinbäuerlichen Eigentum, welches dem bürgerlichen Eigentum vorherging? Wir
brauchen es nicht abzuschaffen, die Entwicklung der Industrie hat es
abgeschafft und schafft es täglich ab.
Oder
sprecht ihr vom modernen bürgerlichen Privateigentum?
Schafft
aber die Lohnarbeit, die Arbeit des Proletariers ihm Eigentum? Keineswegs. Sie
schafft das Kapital, d.h. das Eigentum, welches die Lohnarbeit ausbeutet,
welches sich nur unter der Bedingung vermehren kann, daß es neue Lohnarbeit
erzeugt, um sie von neuem auszubeuten. Das Eigentum in seiner heutigen Gestalt
bewegt sich in dem Gegensatz von Kapital und Lohnarbeit. Betrachten wir die
beiden Seiten dieses Gegensatzes.
Kapitalist
sein, heißt nicht nur eine rein persönliche, sondern eine gesellschaftliche
Stellung in der Produktion einzunehmen. Das Kapital ist ein gemeinschaftliches
Produkt und kann nur durch eine gemeinsame Tätigkeit vieler Mitglieder, ja in
letzter Instanz nur durch die gemeinsame Tätigkeit aller Mitglieder der
Gesellschaft in Bewegung gesetzt werden.
|476| Das
Kapital ist also keine persönliche, es ist eine gesellschaftliche Macht.
Wenn also
das Kapital in ein gemeinschaftliches, allen Mitgliedern der Gesellschaft
angehöriges Eigentum verwandelt wird, so verwandelt sich nicht persönliches
Eigentum in gesellschaftliches. Nur der gesellschaftliche Charakter des
Eigentums verwandelt sich. Er verliert seinen Klassencharakter.
Kommen
wir zur Lohnarbeit:
Der
Durchschnittspreis der Lohnarbeit ist das Minimum des Arbeitslohnes, d.h. die
Summe der Lebensmittel, die notwendig sind, um den Arbeiter als Arbeiter am
Leben zu erhalten. Was also der Lohnarbeiter durch seine Tätigkeit sich
aneignet, reicht bloß dazu hin, um sein nacktes Leben wieder zu erzeugen. Wir
wollen diese persönliche Aneignung der Arbeitsprodukte zur Wiedererzeugung des
unmittelbaren Lebens keineswegs abschaffen, eine Aneignung, die keinen
Reinertrag übrigläßt, der Macht über fremde Arbeit geben könnte. Wir wollen nur
den elenden Charakter dieser Aneignung aufheben, worin der Arbeiter nur lebt,
um das Kapital zu vermehren, nur so weit lebt, wie es das Interesse der
herrschenden Klasse erheischt.
In der
bürgerlichen Gesellschaft ist die lebendige Arbeit nur ein Mittel, die
aufgehäufte Arbeit zu vermehren. In der kommunistischen Gesellschaft ist die
aufgehäufte Arbeit nur ein Mittel, um den Lebensprozeß der Arbeiter zu
erweitern, zu bereichern, zu befördern.
In der
bürgerlichen Gesellschaft herrscht also die Vergangenheit über die Gegenwart,
in der kommunistischen die Gegenwart über die Vergangenheit. In der
bürgerlichen Gesellschaft ist das Kapital selbständig und persönlich, während
das tätige Individuum unselbständig und unpersönlich ist.
Und die
Aufhebung dieses Verhältnisses nennt die Bourgeoisie Aufhebung der
Persönlichkeit und Freiheit! Und mit Recht. Es handelt sich allerdings um die
Aufhebung der Bourgeois-Persönlichkeit, -Selbständigkeit und -Freiheit.
Unter
Freiheit versteht man innerhalb der jetzigen bürgerlichen
Produktionsverhältnisse den freien Handel, den freien Kauf und Verkauf.
Fällt
aber der Schacher, so fällt auch der freie Schacher. Die Redensarten vom freien
Schacher, wie alle übrigen Freiheitsbravaden unserer Bourgeoisie {40}, haben
überhaupt nur einen Sinn gegenüber dem gebundenen Schacher, gegenüber dem
geknechteten Bürger des Mittelalters, nicht aber gegenüber der kommunistischen
Aufhebung des Schachers, der bürgerlichen Produktionsverhältnisse und der
Bourgeoisie selbst.
|477| Ihr
entsetzt euch darüber, daß wir das Privateigentum aufheben wollen. Aber in
eurer bestehenden Gesellschaft ist das Privateigentum für neun Zehntel ihrer
Mitglieder aufgehoben, es existiert gerade dadurch, daß es für neun Zehntel
nicht existiert. Ihr werft uns also vor, daß wir ein Eigentum aufheben wollen,
welches die Eigentumslosigkeit der ungeheuren Mehrzahl der Gesellschaft als
notwendige Bedingung voraussetzt.
Ihr werft
uns mit einem Worte vor, daß wir euer Eigentum aufheben wollen. Allerdings, das
wollen wir.
Von dem
Augenblick an, wo die Arbeit nicht mehr in Kapital, Geld, Grundrente, kurz, in
eine monopolisierbare gesellschaftliche Macht verwandelt werden kann, d.h. von
dem Augenblick, wo das persönliche Eigentum nicht mehr in bürgerliches
umschlagen kann, von dem Augenblick an erklärt ihr, die Person sei aufgehoben.
Ihr
gesteht also, daß ihr unter der Person niemanden anders versteht als den
Bourgeois, den bürgerlichen Eigentümer. Und diese Person soll allerdings
aufgehoben werden.
Der
Kommunismus nimmt keinem die Macht, sich gesellschaftliche Produkte anzueignen,
er nimmt nur die Macht, sich durch diese Aneignung fremde Arbeit zu
unterjochen.
Man hat
eingewendet, mit der Aufhebung des Privateigentums werde alle Tätigkeit
aufhören, und eine allgemeine Faulheit einreißen.
Hiernach
müßte die bürgerliche Gesellschaft längst an der Trägheit zugrunde gegangen
sein; denn die in ihr arbeiten, erwerben nicht, und die in ihr erwerben,
arbeiten nicht. Das ganze Bedenken läuft auf die Tautologie hinaus, daß es
keine Lohnarbeit mehr gibt, sobald es kein Kapital mehr gibt.
Alle
Einwürfe, die gegen die kommunistische Aneignungs- und Produktionsweise der
materiellen Produkte gerichtet werden, sind ebenso auf die Aneignung und
Produktion der geistigen Produkte ausgedehnt worden. Wie für den Bourgeois das
Aufhören des Klasseneigentums das Aufhören der Produktion selbst ist, so ist
für ihn das Aufhören der Klassenbildung identisch mit dem Aufhören der Bildung
überhaupt.
Die
Bildung, deren Verlust er bedauert, ist für die enorme Mehrzahl die
Heranbildung zur Maschine.
Aber
streitet nicht mit uns, indem ihr an euren bürgerlichen Vorstellungen von
Freiheit, Bildung, Recht usw. die Abschaffung des bürgerlichen Eigentums meßt.
Eure Ideen selbst sind Erzeugnisse der bürgerlichen Produktions- und
Eigentumsverhältnisse, wie euer Recht nur der zum Gesetz erhobene Wille eurer
Klasse ist, ein Wille, dessen Inhalt gegeben ist in den materiellen
Lebensbedingungen eurer Klasse.
|478| Die
interessierte Vorstellung, worin ihr eure Produktions- und
Eigentumsverhältnisse aus geschichtlichen, in dem Lauf der Produktion
vorübergehenden Verhältnissen in ewige Natur- und Vernunftgesetze verwandelt,
teilt ihr mit allen untergegangenen herrschenden Klassen. Was ihr für das
antike Eigentum begreift, was ihr für das feudale Eigentum begreift, dürft ihr
nicht mehr begreifen für das bürgerliche Eigentum.-
Aufhebung
der Familie! Selbst die Radikalsten ereifern sich über diese schändliche
Absicht der Kommunisten.
Worauf
beruht die gegenwärtige, die bürgerliche Familie? Auf dem Kapital, auf dem Privaterwerb.
Vollständig entwickelt existiert sie nur für die Bourgeoisie; aber sie findet
ihre Ergänzung in der erzwungenen Familienlosigkeit der Proletarier und der
öffentlichen Prostitution.
Die
Familie der {41} Bourgeois fällt natürlich weg mit dem Wegfallen dieser ihrer
Ergänzung, und beide verschwinden mit dem Verschwinden des Kapitals.
Werft ihr
uns vor, daß wir die Ausbeutung der Kinder durch ihre Eltern aufheben wollen?
Wir gestehen dieses Verbrechen ein.
Aber,
sagt ihr, wir heben die trautesten Verhältnisse auf, indem wir an die Stelle
der häuslichen Erziehung die gesellschaftliche setzen.
Und ist
nicht auch eure Erziehung durch die Gesellschaft bestimmt? Durch die
gesellschaftlichen Verhältnisse, innerhalb derer {42} ihr erzieht, durch die
direktere oder indirektere Einmischung der Gesellschaft, vermittelst der Schule
usw.? Die Kommunisten erfinden nicht die Einwirkung der Gesellschaft auf die
Erziehung; sie verändern nur ihren Charakter, sie entreißen die Erziehung dem
Einfluß der herrschenden Klasse.
Die
bürgerlichen Redensarten über Familie und Erziehung, über das traute Verhältnis
von Eltern und Kindern werden um so ekelhafter, je mehr infolge der großen
Industrie alle Familienbande für die Proletarier zerrissen und die Kinder in
einfache Handelsartikel und Arbeitsinstrumente verwandelt werden.
Aber ihr
Kommunisten wollt die Weibergemeinschaft einführen, schreit uns die ganze
Bourgeoisie im Chor entgegen.
Der
Bourgeois sieht in seiner Frau ein bloßes Produktionsinstrument. Er hört, daß
die Produktionsinstrumente gemeinschaftlich ausgebeutet werden sollen, und kann
sich natürlich nichts anderes denken, als daß das Los der Gemeinschaftlichkeit
die Weiber gleichfalls treffen wird.
|479| Er
ahnt nicht, daß es sich eben darum handelt, die Stellung der Weiber als bloßer
Produktionsinstrumente aufzuheben.
Übrigens
ist nichts lächerlicher als das hochmoralische Entsetzen unserer Bourgeois über
die angebliche offizielle Weibergemeinschaft der Kommunisten. Die Kommunisten
brauchen die Weibergemeinschaft nicht einzuführen, sie hat fast immer
existiert.
Unsre
Bourgeois, nicht zufrieden damit, daß ihnen die Weiber und Töchter ihrer
Proletarier zur Verfügung stehen, von der offiziellen Prostitution gar nicht zu
sprechen, finden ein Hauptvergnügen darin, ihre Ehefrauen wechselseitig zu
verführen.
Die
bürgerliche Ehe ist in Wirklichkeit die Gemeinschaft der Ehefrauen. Man könnte
höchstens den Kommunisten vorwerfen, daß sie an {43} Stelle einer heuchlerisch
versteckten eine offizielle, offenherzige Weibergemeinschaft einführen wollten
{44}. Es versteht sich übrigens von selbst, daß mit Aufhebung der jetzigen
Produktionsverhältnisse auch die aus ihnen hervorgehende Weibergemeinschaft,
d.h. die offizielle und nichtoffizielle Prostitution, verschwindet.
Den
Kommunisten ist ferner vorgeworfen worden, sie wollten das Vaterland, die
Nationalität abschaffen. Die Arbeiter haben kein Vaterland. Man kann ihnen
nicht nehmen, was sie nicht haben. Indem das Proletariat zunächst sich die
politische Herrschaft erobern, sich zur nationalen Klasse {45} erheben, sich
selbst als Nation konstituieren muß, ist es selbst noch national, wenn auch
keineswegs im Sinne der Bourgeoisie.
Die
nationalen Absonderungen und Gegensätze der Völker verschwinden mehr und mehr
schon mit der Entwicklung der Bourgeoisie, mit der Handelsfreiheit, dem
Weltmarkt, der Gleichförmigkeit der industriellen Produktion und der ihr
entsprechenden Lebensverhältnisse.
Die
Herrschaft des Proletariats wird sie noch mehr verschwinden machen. Vereinigte
Aktion, wenigstens der zivilisierten Länder, ist eine der ersten Bedingungen
seiner Befreiung.
In dem
Maße, wie die Exploitation des einen Individuums durch das andere aufgehoben
wird, wird die Exploitation einer Nation durch die andere aufgehoben. Mit dem Gegensatz
der Klassen im Innern der Nation {46} fällt die feindliche Stellung der
Nationen gegeneinander.
|480| Die
Anklagen gegen den Kommunismus, die von religiösen, philosophischen und
ideologischen Gesichtspunkten überhaupt erhoben werden, verdienen keine
ausführlichere Erörterung.
Bedarf es
tiefer Einsicht, um zu begreifen, daß mit den Lebensverhältnissen der Menschen,
mit ihren gesellschaftlichen Beziehungen, mit ihrem gesellschaftlichen Dasein,
auch ihre Vorstellungen, Anschauungen und Begriffe, mit einem Worte auch ihr
Bewußtsein sich ändert?
Was
beweist die Geschichte der Ideen anders, als daß die geistige Produktion sich
mit der materiellen umgestaltet? Die herrschenden Ideen einer Zeit waren stets
nur die Ideen der herrschenden Klasse.
Man spricht
von Ideen, welche eine ganze Gesellschaft revolutionieren; man spricht damit
nur die Tatsache aus, daß sich innerhalb der alten Gesellschaft die Elemente
einer neuen gebildet haben, daß mit der Auflösung der alten Lebensverhältnisse
die Auflösung der alten Ideen gleichen Schritt hält.
Als die
alte Welt im Untergehen begriffen war, wurden die alten Religionen von der
christlichen Religion besiegt. Als die christlichen Ideen im 18. Jahrhundert
den Aufklärungsideen unterlagen, rang die feudale Gesellschaft ihren Todeskampf
mit der damals revolutionären Bourgeoisie. Die Ideen der Gewissens- und
Religionsfreiheit sprachen nur die Herrschaft der freien Konkurrenz auf dem
Gebiete des Wissens {47} aus.
"Aber",
wird man sagen, "religiöse, moralische, philosophische, politische,
rechtliche Ideen usw. modifizieren sich allerdings im Lauf der geschichtlichen
Entwicklung. Die Religion, die Moral, die Philosophie, die Politik, das Recht
erhielten sich stets in diesem Wechsel. Es gibt zudem ewige Wahrheiten, wie Freiheit,
Gerechtigkeit usw., die allen gesellschaftlichen Zuständen gemeinsam sind. Der
Kommunismus aber schafft die ewigen Wahrheiten ab, er schafft die Religion ab,
die Moral, statt sie neu zu gestalten, er widerspricht also allen bisherigen
geschichtlichen Entwicklungen."
Worauf
reduziert sich diese Anklage? Die Geschichte der ganzen bisherigen Gesellschaft
bewegte sich in Klassengegensätzen, die in den verschiedensten Epochen
verschieden gestaltet waren. Welche Form sie aber auch immer angenommen, die
Ausbeutung des einen Teils der Gesellschaft durch den andern ist eine allen
vergangenen Jahrhunderten gemeinsame Tatsache. Kein Wunder daher, daß das
gesellschaftliche Bewußtsein aller Jahrhunderte, aller Mannigfaltigkeit und
Verschiedenheit zum Trotz, in gewissen gemeinsamen Formen sich bewegt, |481| in
{48} Bewußtseinsformen, die nur mit dem gänzlichen Verschwinden des
Klassengegensatzes sich vollständig auflösen.
Die
kommunistische Revolution ist das radikalste Brechen mit den überlieferten
Eigentumsverhältnissen; kein Wunder, daß in ihrem Entwicklungsgange am
radikalsten mit den überlieferten Ideen gebrochen wird.
Doch
lassen wir die Einwürfe der Bourgeoisie gegen den Kommunismus.
Wir sahen
schon oben, daß der erste Schritt in der Arbeiterrevolution die Erhebung des
Proletariats zur herrschenden Klasse, die Erkämpfung der Demokratie ist.
Das
Proletariat wird seine politische Herrschaft dazu benutzen, der Bourgeoisie
nach und nach alles Kapital zu entreißen, alle Produktionsinstrumente in den
Händen des Staats, d.h. des als herrschende Klasse organisierten Proletariats,
zu zentralisieren und die Masse der Produktionskräfte möglichst rasch zu
vermehren.
Es kann
dies natürlich zunächst nur geschehen vermittelst despotischer Eingriffe in das
Eigentumsrecht und in die bürgerlichen Produktionsverhältnisse, durch Maßregeln
also, die ökonomisch unzureichend und unhaltbar erscheinen, die aber im Lauf
der Bewegung über sich selbst hinaustreiben und als Mittel zur Umwälzung der
ganzen Produktionsweise unvermeidlich sind.
Diese
Maßregeln werden natürlich je nach den verschiedenen Ländern verschieden sein.
Für die
fortgeschrittensten Länder werden jedoch die folgenden ziemlich allgemein in
Anwendung kommen können:
1.
Expropriation des Grundeigentums und Verwendung der Grundrente zu
Staatsausgaben.
2. Starke
Progressivsteuer.
3.
Abschaffung des Erbrechts.
4.
Konfiskation des Eigentums aller Emigranten und Rebellen.
5.
Zentralisation des Kredits in den Händen des Staats durch eine Nationalbank mit
Staatskapital und ausschließlichem Monopol.
6.
Zentralisation des {49} Transportwesens in den Händen des Staats.
7.
Vermehrung der Nationalfabriken, Produktionsinstrumente, Urbarmachung und
Verbesserung aller Ländereien nach einem gemeinschaftlichen Plan.
8.
Gleicher Arbeitszwang für alle, Errichtung industrieller Armeen, besonders für
den Ackerbau.
9. Vereinigung
des Betriebs von Ackerbau und Industrie, Hinwirken auf die allmähliche
Beseitigung des Unterschieds {50} von Stadt und Land.
|482| 10.
Öffentliche und unentgeltliche Erziehung aller Kinder. Beseitigung der
Fabrikarbeit der Kinder in ihrer heutigen Form. Vereinigung der Erziehung mit
der materiellen Produktion usw.{51}
Sind im
Laufe der Entwicklung die Klassenunterschiede verschwunden und ist alle
Produktion in den Händen der assoziierten Individuen konzentriert, so verliert
die öffentliche Gewalt den politischen Charakter. Die politische Gewalt im
eigentlichen Sinne ist die organisierte Gewalt einer Klasse zur Unterdrückung
einer andern. Wenn das Proletariat im Kampfe gegen die Bourgeoisie sich
notwendig zur Klasse vereint, durch eine Revolution sich zur herrschenden
Klasse macht und als herrschende Klasse gewaltsam die alten
Produktionsverhältnisse aufhebt, so hebt es mit diesen Produktionsverhältnissen
die Existenzbedingungen des Klassengegensatzes, die {52} Klassen überhaupt, und
damit seine eigene Herrschaft als Klasse auf.
An die
Stelle der alten bürgerlichen Gesellschaft mit ihren Klassen und
Klassengegensätzen tritt eine Assoziation, worin die freie Entwicklung eines
jeden die freie Entwicklung aller ist.
III
Sozialistische und kommunistische Literatur
1. Der reaktionäre Sozialismus
a) Der feudale Sozialismus
Die
französische und englische Aristokratie war ihrer geschichtlichen Stellung nach
dazu berufen, Pamphlete gegen die moderne bürgerliche Gesellschaft zu
schreiben. In der französischen Junirevolution von 1830, in der englischen
Reformbewegung war sie noch einmal dem verhaßten Emporkömmling erlegen. Von
einem ernsten politischen Kampfe konnte nicht mehr die Rede sein. Nur der
literarische Kampf blieb ihr übrig. Aber auch auf dem Gebiete der Literatur
waren die alten Redensarten der Restaurationszeit (4) unmöglich geworden. Um
Sympathie zu erregen, mußte die Aristokratie scheinbar ihre Interessen aus dem
Auge {53} verlieren und nur {54} im Interesse der exploitierten Arbeiterklasse
ihren Anklageakt gegen die Bourgeoisie formu- |483| lieren. Sie bereitete so
die Genugtuung vor, Schmählieder auf ihren neuen Herrscher zu singen und mehr
oder minder unheilschwangere Prophezeiungen ihm ins Ohr raunen zu dürfen.
Auf diese
Art entstand der feudalistische Sozialismus, halb Klagelied, halb Pasquill,
halb Rückhall der Vergangenheit, halb Dräuen der Zukunft, mitunter die
Bourgeoisie ins Herz treffend durch bitteres, geistreich zerreißendes Urteil,
stets komisch wirkend durch gänzliche Unfähigkeit, den Gang der modernen
Geschichte zu begreifen.
Den
proletarischen Bettelsack {55} schwenkten sie als Fahne in der Hand, um das
Volk hinter sich her zu versammeln. Sooft es ihnen aber folgte, erblickte es
auf ihrem Hintern die alten feudalen Wappen und verlief sich mit lautem und
unehrerbietigem Gelächter.
Ein Teil
der französischen Legitimisten und das Junge England gaben dies Schauspiel zum
besten.
Wenn die
Feudalen beweisen, daß ihre Weise der Ausbeutung anders gestaltet war als die
bürgerliche Ausbeutung, so vergessen sie nur, daß sie unter gänzlich
verschiedenen und jetzt überlebten Umständen und Bedingungen ausbeuteten. Wenn
sie nachweisen, daß unter ihrer Herrschaft nicht das moderne Proletariat
existiert hat, so vergessen sie nur, daß eben die moderne Bourgeoisie ein
notwendiger Sprößling ihrer Gesellschaftsordnung war.
Übrigens
verheimlichen sie den reaktionären Charakter ihrer Kritik so wenig, daß ihre
Hauptanklage gegen die Bourgeoisie eben darin besteht, unter ihrem Regime
entwickle sich eine Klasse, welche die ganze alte Gesellschaftsordnung in die
Luft sprengen werde.
Sie
werfen der Bourgeoisie mehr noch vor, daß sie ein revolutionäres Proletariat,
als daß sie überhaupt ein Proletariat erzeugt.
In der
politischen Praxis nehmen sie daher an allen Gewaltmaßregeln gegen die
Arbeiterklasse teil, und im gewöhnlichen Leben bequemen sie sich, allen ihren
aufgeblähten Redensarten zum Trotz die goldnen Äpfel {56} aufzulesen und Treue,
Liebe, Ehre mit dem Schacher in Schafswolle, Runkelrüben und Schnaps zu
vertauschen (5).
Wie der
Pfaffe immer Hand in Hand ging mit dem Feudalen, so der pfäffische Sozialismus
mit dem feudalistischen.
|484|
Nichts leichter, als dem christlichen Asketismus einen sozialistischen Anstrich
zu geben. Hat das Christentum nicht auch gegen das Privateigentum, gegen die
Ehe, gegen die Staat geeifert? Hat es nicht die Wohltätigkeit und den Bettel,
das Zölibat und die Fleischesertötung, das Zellenleben und die Kirche an ihrer
{57} Stelle gepredigt? Der christliche {58} Sozialismus ist nur das Weihwasser,
womit der Pfaffe den Ärger des Aristokraten einsegnet.
b) Kleinbürgerlicher Sozialismus
Die
feudale Aristokratie ist nicht die einzige Klasse, welche durch die Bourgeoisie
gestürzt wurde, deren Lebensbedingungen in der modernen bürgerlichen
Gesellschaft verkümmerten und abstarben. Das mittelalterliche Pfahlbürgertum
und der kleine Bauernstand waren die Vorläufer der modernen Bourgeoisie. In den
weniger industriell und kommerziell entwickelten Ländern vegetiert diese Klasse
noch fort neben der aufkommenden Bourgeoisie.
In den
Ländern, wo sich die moderne Zivilisation entwickelt hat, hat sich eine neue
Kleinbürgerschaft gebildet, die zwischen dem Proletariat und der Bourgeoisie
schwebt und als ergänzender Teil der bürgerlichen Gesellschaft stets von neuem
sich bildet, deren Mitglieder aber beständig durch die Konkurrenz ins
Proletariat hinabgeschleudert werden, ja selbst mit der Entwicklung der großen
Industrie einen Zeitpunkt herannahen sehen, wo sie als selbständiger Teil der
modernen Gesellschaft gänzlich verschwinden und im Handel, in der Manufaktur,
in der Agrikultur durch Arbeitsaufseher und Domestiken ersetzt werden.
In
Ländern wie Frankreich, wo die Bauernklasse weit mehr als die Hälfte der
Bevölkerung ausmacht, war es natürlich, daß Schriftsteller, die für das Proletariat
gegen die Bourgeoisie auftraten, an ihre Kritik des Bourgeoisregimes den
kleinbürgerlichen und kleinbäuerlichen Maßstab anlegten und die Partei der
Arbeiter vom Standpunkt des Kleinbürgertums ergriffen. Es bildete sich so der
kleinbürgerliche Sozialismus. Sismondi ist das Haupt dieser Literatur nicht nur
für Frankreich, sondern auch für England.
Dieser
Sozialismus zergliederte höchst scharfsinnig die Widersprüche in den modernen
Produktionsverhältnissen. Er enthüllte die gleisnerischen |485| Beschönigungen
der Ökonomen. Er wies unwiderleglich die zerstörenden Wirkungen der Maschinerie
und der Teilung der Arbeit nach, die Konzentration der Kapitalien und des
Grundbesitzes, die Überproduktion, die Krisen, den notwendigen Untergang der
kleinen Bürger und Bauern, das Elend des Proletariats, die Anarchie in der
Produktion, die schreienden Mißverhältnisse in der Verteilung des Reichtums,
den industriellen Vernichtungskrieg der Nationen untereinander, die Auflösung
der alten Sitten, der alten Familienverhältnisse, der alten Nationalitäten.
Seinem
posititiven Gehalte nach will jedoch dieser Sozialismus entweder die alten
Produktions- und Verkehrsmittel wiederherstellen und mit ihnen die alten
Eigentumsverhältnisse und die alte Gesellschaft, oder er will die modernen
Produktions- und Verkehrsmittel in den Rahmen der alten Eigentumsverhältnisse,
die von ihnen gesprengt wurden, gesprengt werden mußten, gewaltsam wieder
einsperren. In beiden Fällen ist er reaktionär und utopisch zugleich.
Zunftwesen in der Manufaktur und patriarchalische Wirtschaft auf dem Lande, das
sind seine letzten Worte.
In ihrer
weiteren Entwicklung hat sich diese Richtung in einen feigen Katzenjammer
verlaufen {59}.
c) Der deutsche oder "wahre"
Sozialismus
Die
sozialistische und kommunistische Literatur Frankreichs, die unter dem Druck
einer herrschenden Bourgeoisie entstand und der literarische Ausdruck des
Kampfes gegen diese Herrschaft ist, wurde nach Deutschland eingeführt zu einer
Zeit, wo die Bourgeoisie soeben ihren Kampf gegen den feudalen Absolutismus
begann.
Deutsche
Philosophen, Halbphilosophen und Schöngeister bemächtigten sich gierig dieser
Literatur und vergaßen nur, daß bei der Einwanderung jener Schriften aus
Frankreich die französischen Lebensverhältnisse nicht gleichzeitig nach
Deutschland eingewandert waren. Den deutschen Verhältnissen gegenüber verlor
die französische Literatur alle unmittelbar praktische Bedeutung und nahm ein
rein literarisches Aussehen an. Als müßige Spekulation {60} über die
Verwirklichung des menschlichen Wesens mußte sie erscheinen. So hatten für die
deutschen Philosophen des 18. Jahrhunderts |486| die Forderungen der ersten
französischen Revolution nur den Sinn, Forderungen der "praktischen
Vernunft" im allgemeinen zu sein, und die Willensäußerungen der
französischen Bourgeoisie bedeuteten in ihren Augen die Gesetze des reinen
Willens, des Willens, wie er sein muß, des wahrhaft menschlichen Willens.
Die
ausschließliche Arbeit der deutschen Literaten bestand darin, die neuen
französischen Ideen mit ihrem alten philosophischen Gewissen in Einklang zu
setzen oder vielmehr von ihrem philosophischen Standpunkte aus die
französischen Ideen sich anzueignen.
Diese
Aneignung geschah in derselben Weise, wodurch man sich überhaupt eine fremde
Sache aneignet, durch die Übersetzung.
Es ist
bekannt, wie die Mönche Manuskripte, worauf die klassischen Werke der alten
Heidenzeit verzeichnet waren, mit abgeschmackten katholischen
Heiligengeschichten überschrieben. Die deutschen Literaten gingen umgekehrt mit
der profanen französischen Literatur um. Sie schrieben ihren philosophischen
Unsinn hinter das französische Original. Z.B. hinter die französische Kritik
der Geldverhältnisse schrieben sie "Entäußerung des menschlichen
Wesens", hinter die französische Kritik des Bourgeoisstaates schrieben sie
"Aufhebung der Herrschaft des abstrakten Allgemeinen" usw.
Die {61}
Unterschiebung dieser {62} philosophischen Redensarten unter die französischen
Entwicklungen tauften sie "Philosophie der Tat", "wahrer
Sozialismus", "deutsche Wissenschaft des Sozialismus", usw.
Die
französische sozialistisch-kommunistische Literatur wurde so förmlich entmannt.
Und da sie in der Hand des Deutschen aufhörte, den Kampf einer Klasse gegen die
andre auszudrücken, so war der Deutsche sich bewußt, die "französische
Einseitigkeit" überwunden, statt wahrer Bedürfnisse das Bedürfnis der
Wahrheit und statt der Interessen des Proletariers die Interessen des
menschlichen Wesens, des Menschen überhaupt vertreten zu haben, des Menschen,
der keiner Klasse, der überhaupt nicht der Wirklichkeit, der nur dem
Dunsthimmel der philosophischen Phantasie angehört.
Dieser
deutsche Sozialismus, der seine unbeholfenen Schulübungen so ernst und
feierlich nahm und so marktschreierisch ausposaunte, verlor indes nach und nach
seine pedantische Unschuld.
Der Kampf
der deutschen, namentlich der preußischen Bourgeoisie gegen die Feudalen und
das absolute Königtum, mit einem Wort, die liberale Bewegung wurde ernsthafter.
|487| Dem
"wahren" Sozialismus war so erwünschte Gelegenheit geboten, der
politischen Bewegung die sozialistische Forderung gegenüberzustellen, die
überlieferten Anatheme gegen den Liberalismus, gegen den Repräsentativstaat,
gegen die bürgerliche Konkurrenz, bürgerliche Preßfreiheit, bürgerliches Recht,
bürgerliche Freiheit und Gleichheit zu schleudern und der Volksmasse
vorzupredigen, wie sie bei dieser bürgerlichen Bewegung nichts zu gewinnen,
vielmehr alles zu verlieren habe. Der deutsche Sozialismus vergaß rechtzeitig,
daß die französische Kritik, deren geistloses Echo er war, die moderne
bürgerliche Gesellschaft mit den entsprechenden materiellen Lebensbedingungen
und der angemessenen politischen Konstitution vorausgesetzt {63}, lauter
Voraussetzungen, um deren Erkämpfung es sich erst in Deutschland handelte.
Er diente
den deutschen absoluten Regierungen mit ihrem Gefolge von Pfaffen,
Schulmeistern, Krautjunkern und Bürokraten als erwünschte Vogelscheuche gegen
die drohend aufstrebende Bourgeoisie.
Er bildete
die süßliche Ergänzung zu den bitteren Peitschenhieben und Flintenkugeln, womit
dieselben Regierungen die deutschen Arbeiteraufstände bearbeiteten.
Ward der
"wahre" Sozialismus dergestalt eine Waffe in der Hand der Regierungen
gegen die deutsche Bourgeoisie, so vertrat er auch unmittelbar ein reaktionäres
Interesse, das Interesse der deutschen Pfahlbürgerschaft {64}. In Deutschland
bildet das vom 16. Jahrhundert her überlieferte und seit der Zeit in
verschiedener Form hier immer neu wieder auftauchende Kleinbürgertum die
eigentliche Grundlage der bestehenden Zustände.
Seine
Erhaltung ist die Erhaltung der bestehenden deutschen Zustände. Von der
industriellen und politischen Herrschaft der Bourgeoisie fürchtet es den
sichern Untergang, einerseits infolge der Konzentration des Kapitals,
andrerseits durch das Aufkommen eines revolutionären Proletariats. Der
"wahre" Sozialismus schien ihm beide Fliegen mit einer Klappe zu
schlagen. Er verbreitete sich wie eine Epidemie.
Das
Gewand, gewirkt aus spekulativem Spinnweb, überstickt mit schöngeistigen
Redeblumen, durchtränkt von liebesschwülem Gemütstau, dies überschwengliche
Gewand, worin die deutschen Sozialisten ihre paar knöchernen "ewigen
Wahrheiten" einhüllten, vermehrte nur den Absatz ihrer Ware bei diesem
Publikum.
Seinerseits
erkannte der deutsche Sozialismus immer mehr seinen Beruf, der hochtrabende
Vertreter dieser Pfahlbürgerschaft zu sein.
|488| Er
proklamierte die deutsche Nation als die normale Nation und den deutschen
Spießbürger {65} als den Normalmenschen. Er gab jeder Niederträchtigkeit
desselben einen verborgenen, höheren, sozialistischen Sinn, worin sie ihr
Gegenteil bedeutete. Er zog die letzte Konsequenz, indem er direkt gegen die
"rohdestruktive" Richtung des Kommunismus auftrat und seine
unparteiische Erhabenheit über alle Klassenkämpfe verkündete. Mit sehr wenigen
Ausnahmen gehört alles, was in Deutschland von angeblich sozialistischen und
kommunistischen Schriften zirkuliert, in den Bereich dieser schmutzigen,
entnervenden Literatur (6).
2. Der konservative oder Bourgeoissozialismus
Ein Teil
der Bourgeoisie wünscht den sozialen Mißständen abzuhelfen, um den Bestand der
bürgerlichen Gesellschaft zu sichern.
Es
gehören hierher: Ökonomisten, Philantrophen, Humanitäre, Verbesserer der Lage
der arbeitenden Klassen, Wohltätigkeitsorganisierer, Abschaffer der
Tierquälerei, Mäßigkeitsvereinsstifter, Winkelreformer der buntscheckigsten
Art. Und auch zu ganzen Systemen ist dieser Bourgeoissozialismus ausgearbeitet
worden.
Als
Beispiel führen wir Proudhons "Philosophie de la misère" an.
Die
sozialistischen Bourgeois wollen die Lebensbedingungen der modernen
Gesellschaft ohne die notwendig daraus hervor gehenden Kämpfe und Gefahren. Sie
wollen die bestehende Gesellschaft mit Abzug der sie revolutionierenden und sie
auflösenden Elemente. Sie wollen die Bourgeoisie ohne das Proletariat. Die
Bourgeoisie stellt sich die Welt, worin sie herrscht, natürlich als die beste
Welt vor. Der Bourgeoissozialismus arbeitet diese tröstliche Vorstellung zu einem
halben oder ganzen System aus. Wenn er das Proletariat auffordert, seine
Systeme zu verwirklichen und {66} in das neue Jerusalem einzugehen, so verlangt
er im Grunde nur, daß es in der jetzigen Gesellschaft stehenbleibe, aber seine
gehässigen Vorstellungen von derselben abstreife.
|489|
Eine zweite, weniger systematische, nur {67} mehr praktische Form dieses
Sozialismus suchte der Arbeiterklasse jede revolutionäre Bewegung zu verleiden,
durch den Nachweis, wie nicht diese oder jene politische Veränderung, sondern
nur eine Veränderung der materiellen Lebensverhältnisse, der ökonomischen
Verhältnisse ihr von Nutzen sein könne. Unter Veränderung der materiellen
Lebensverhältnisse versteht dieser Sozialismus aber keineswegs Abschaffung der
bürgerlichen Produktionsverhältnisse, die nur auf revolutionärem Wege möglich
ist, sondern administrative Verbesserungen, die auf dem Boden dieser
Produktionsverhältnisse vor sich gehen, also an dem Verhältnis von Kapital und
Lohnarbeit nichts ändern, sondern im besten Fall der Bourgeoisie die Kosten
ihrer Herrschaft vermindern und ihren Staatshaushalt vereinfachen.
Seinen
entsprechenden Ausdruck erreicht der Bourgeoisiesozialismus erst da, wo er zur
bloßen rednerischen Figur wird.
Freier
Handel! im Interesse der arbeitenden Klasse; Schutzzölle! im Interesse der
arbeitenden Klasse; Zellengefängnisse! im Interesse der arbeitenden Klasse; das
ist das letzte, das einzige ernstgemeinte Wort des Bourgeoisiesozialismus.
Der
Sozialismus der Bourgeoisie {68} besteht eben in der Behauptung, daß die
Bourgeois Bourgeois sind - im Interesse der arbeitenden Klasse.
3. Der kritisch-utopistische Sozialismus oder
Kommunismus
Wir reden
hier nicht von der Literatur, die in allen großen modernen Revolutionen die
Forderungen des Proletariats aussprach. (Schriften Babeufs etc.)
Die
ersten Versuche des Proletariats, in einer Zeit allgemeiner Aufregung, in der
Periode des Umsturzes der feudalen Gesellschaft direkt sein eigenes
Klasseninteresse durchzusetzen, scheiterten notwendig an der unentwickelten
Gestalt des Proletariats selbst wie an dem Mangel der materiellen Bedingungen
seiner Befreiung, die eben erst das Produkt der bürgerliche Epoche sind. Die
revolutionäre Literatur, welche diese ersten Bewegungen des Proletariats
begleitete, ist dem Inhalt nach notwendig reaktionär. Sie lehrt einen
allgemeinen Asketismus und eine rohe Gleichmacherei.
Die
eigentlich sozialistischen und kommunistischen Systeme, die Systeme St.-Simons,
Fouriers, Owens usw., tauchen auf in der ersten, unentwickelten |490| Periode
des Kampfes zwischen Proletariat und Bourgeoisie, die wir oben dargestellt
haben. (Siehe Bourgeoisie und Proletariat.)
Die
Erfinder dieser Systeme sehen zwar den Gegensatz der Klassen wie die
Wirksamkeit der auflösenden Elemente in der herrschenden Gesellschaft selbst.
Aber sie erblicken auf der Seite des Proletariats keine geschichtliche
Selbsttätigkeit, keine ihm eigentümliche politische Bewegung.
Da die
Entwicklung des Klassengegensatzes gleichen Schritt hält mit der Entwicklung
der Industrie, finden sie ebensowenig die materiellen Bedingungen zur Befreiung
des Proletariats vor und suchen nach einer sozialen Wissenschaft, nach sozialen
Gesetzen, um diese Bedingungen zu schaffen.
An die
Stelle der gesellschaftlichen Tätigkeit muß ihre persönlich erfinderische
Tätigkeit treten, an die Stelle der geschichtlichen Bedingungen der Befreiung
phantastische, an die Stelle der allmählich vor sich gehenden Organisation des
Proletariats zur Klasse eine eigens ausgeheckte Organisation der Gesellschaft.
Die kommende Weltgeschichte löst sich für sie auf in die Propaganda und die
praktische Ausführung ihrer Gesellschaftspläne.
Sie sind
sich zwar bewußt, in ihren Plänen hauptsächlich das Interesse der arbeitenden
Klasse als der leidendsten Klasse zu vertreten. Nur unter diesem Gesichtspunkt
der leidendsten Klasse existiert das Proletariat für sie.
Die
unentwickelte Form des Klassenkampfes wie ihre eigene Lebenslage bringen es
aber mit sich, daß sie weit über jenen Klassengegensatz erhaben zu sein
glauben. Sie wollen die Lebenslage aller Gesellschaftsglieder, auch der
bestgestellten, verbessern. Sie appellieren daher fortwährend an die ganze
Gesellschaft ohne Unterschied, ja vorzugsweise an die herrschende Klasse. Man
braucht ihr System ja nur zu verstehen, um es als den bestmöglichen Plan der
bestmöglichen Gesellschaft anzuerkennen.
Sie
verwerfen daher alle politische, namentlich alle revolutionäre Aktion, sie
wollen ihr Ziel auf friedlichem Wege erreichen und versuchen, durch kleine,
natürlich fehlschlagende Experimente, durch die Macht des Beispiels dem neuen
gesellschaftlichen Evangelium Bahn zu brechen.
Die {69}
phantastische Schilderung der zukünftigen Gesellschaft entspringt {70} in einer
Zeit, wo das Proletariat noch höchst unentwickelt ist, also selbst noch
phantastisch seine eigene Stellung auffaßt, seinem ersten ahnungsvollen Drängen
nach einer allgemeinen Umgestaltung der Gesellschaft.
Die
sozial[istisch}en und kommunistischen Schriften bestehen aber auch aus kritischen
Elementen. Sie greifen alle Grundlagen der bestehenden Gesellschaft an. Sie
haben daher höchst wertvolles Material zur Aufklärung der |491| Arbeiter
geliefert. Ihre positiven Sätze über die zukünftige Gesellschaft, z.B.
Aufhebung des Gegensatzes zwischen {71} Stadt und Land, der Familie, des
Privaterwerbs, der Lohnarbeit, die Verkündigung der gesellschaftlichen
Harmonie, die Verwandlung des Staates in eine bloße Verwaltung der Produktion -
alle diese ihre Sätze drücken bloß das Wegfallen des Klassengegensatzes aus,
der eben erst sich zu entwickeln beginnt, den sie nur noch in seiner ersten
gestaltlosen Unbestimmtheit kennen. Diese Sätze selbst haben daher noch einen
rein utopistischen Sinn.
Die
Bedeutung des kritisch-utopistischen Sozialismus oder Kommunismus steht im
umgekehrten Verhältnis zur geschichtlichen Entwicklung. In demselben Maße,
worin der Klassenkampf sich entwickelt und gestaltet, verliert diese
phantastische Erhebung über denselben, diese phantastische Bekämpfung desselben
allen praktischen Wert, alle theoretische Berechtigung. Waren daher die Urheber
dieser Systeme auch in vieler Beziehung revolutionär, so bilden ihre Schüler
jedesmal reaktionäre Sekten. Sie halten die alten Anschauungen der Meister fest
gegenüber der geschichtlichen Fortentwicklung des Proletariats. Sie suchen
daher konsequent den Klassenkampf wieder abzustumpfen und die Gegensätze zu
vermitteln. Sie träumen noch immer die versuchsweise Verwirklichung ihrer
gesellschaftlichen Utopien, Stiftung einzelner Phalanstere, Gründung von
Home-Kolonien, Errichtung eines kleinen Ikariens (7) - Duodezausgabe des neuen
Jerusalems -, und zum Aufbau aller dieser spanischen Schlösser müssen sie an
die Philanthropie der bürgerlichen Herzen und Geldsäcke appellieren. Allmählich
fallen sie in die Kategorie der oben geschilderten reaktionären oder
konservativen Sozialisten und unterscheiden sich nur noch {72} von ihnen durch
mehr systematische Pedanterie, durch den fanatischen Aberglauben an die
Wunderwirkungen ihrer sozialen Wissenschaft.
Sie
treten daher mit Erbitterung aller politischen Bewegung der Arbeiter entgegen,
die nur aus blindem Unglauben an das neue Evangelium hervorgehen konnte.
|492| Die
Owenisten in England, die Fourieristen in Frankreich reagieren dort gegen die
Chartisten, hier gegen die Reformisten.
IV
Stellung der Kommunisten zu den verschiedenen
oppositionellen Parteien
Nach
Abschnitt II versteht sich das Verhältnis der Kommunisten zu den bereits
konstituierten Arbeiterparteien von selbst, also ihr Verhältnis zu den
Chartisten in England und den agrarischen Reformern in Nordamerika.
Sie
kämpfen für die Erreichung der unmittelbar vorliegenden Zwecke und Interessen
der Arbeiterklasse, aber sie vertreten in der gegenwärtigen Bewegung zugleich
die Zukunft der Bewegung. In Frankreich schließen sich die Kommunisten an die
sozial-demokratische Partei (8) an gegen die konservative und radikale
Bourgeoisie, ohne darum das Recht aufzugeben, sich kritisch zu den aus der
revolutionären Überlieferung herrührenden Phrasen und Illusionen zu verhalten.
In der
Schweiz unterstützen sie die Radikalen, ohne zu verkennen, daß diese Partei aus
widersprechenden Elementen besteht, teils aus demokratischen Sozialisten im
französischen Sinn, teils aus radikalen Bourgeois.
Unter den
Polen unterstützen die Kommunisten die Partei, welche eine agrarische
Revolution zur Bedingung der nationalen Befreiung macht, dieselbe Partei,
welche die Krakauer Insurrektion von 1846 ins Leben rief.
In
Deutschland kämpft die Kommunistische Partei, sobald die Bourgeoisie
revolutionär auftritt, gemeinsam mit der Bourgeoisie gegen die absolute
Monarchie, das feudale Grundeigentum und die Kleinbürgerei.
Sie
unterläßt aber keinen Augenblick, bei den Arbeitern ein möglichst |493| klares
Bewußtsein über den feindlichen Gegensatz zwischen {73} Bourgeoisie und
Proletariat herauszuarbeiten, damit die deutschen Arbeiter sogleich die
gesellschaftlichen und politischen Bedingungen, welche die Bourgeoisie mit
ihrer Herrschaft herbeiführen muß, als ebenso viele Waffen gegen die
Bourgeoisie kehren können, damit, nach dem Sturz der reaktionären Klassen in
Deutschland, sofort der Kampf gegen die Bourgeoisie selbst beginnt.
Auf
Deutschland richten die Kommunisten ihre Hauptaufmerksamkeit, weil Deutschland
am Vorabend einer bürgerlichen Revolution steht und weil es diese Umwälzung
unter fortgeschrittneren Bedingungen der europäischen Zivilisation überhaupt
und mit einem viel weiter entwickelten Proletariat vollbringt als England im
17. und Frankreich im 18. Jahrhundert, die deutsche bürgerliche Revolution also
nur das unmittelbare Vorspiel einer proletarischen Revolution sein kann.
Mit einem
Wort, die Kommunisten unterstützen überall jede revolutionäre Bewegung gegen
die bestehenden gesellschaftlichen und politischen Zustände.
In allen
diesen Bewegungen heben sie die Eigentumsfrage, welche mehr oder minder
entwickelte Form sie auch angenommen haben möge, als die Grundfrage der
Bewegung hervor.
Die
Kommunisten arbeiten endlich überall an der Verbindung und Verständigung der
demokratischen Parteien aller Länder.
Die
Kommunisten verschmähen es, ihre Ansichten und Absichten zu verheimlichen. Sie
erklären es offen, daß ihre Zwecke nur erreicht werden können durch den
gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnung. Mögen die
herrschenden Klassen vor einer kommunistischen Revolution zittern. Die
Proletarier haben nichts in ihr zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine
Welt zu gewinnen.
Proletarier aller Länder, vereinigt euch!
Fußnoten von Engels
(1) Unter
Bourgeoisie wird die Klasse der modernen Kapitalisten verstanden, die Besitzer
der gesellschaftlichen Produktionsmittel sind und Lohnarbeit ausnutzen. Unter
Proletariat die Klasse der modernen Lohnarbeiter, die, da sie keine eigenen
Produktionsmittel besitzen, darauf angewiesen sind, ihre Arbeitskraft zu
verkaufen, um leben zu können. [Anmerkung von Engels zur englischen Ausgabe von
1888.] <=
(2) Das
heißt, genau gesprochen, die schriftlich überlieferte Geschichte. 1847 war die
Vorgeschichte der Gesellschaft, die gesellschaftliche Organisation, die aller
niedergeschriebenen Geschichte vorausging, noch so gut wie unbekannt. Seitdem
hat Haxthausen das Gemeineigentum am Boden in Rußland entdeckt, Maurer hat es
nachgewiesen als die gesellschaftliche Grundlage, wovon alle deutschen Stämme
geschichtlich ausgingen, und allmählich fand man, daß Dorfgemeinden mit
gemeinsamem Bodenbesitz die Urform der Gesellschaft waren von Indien bis
Irland. Schließlich wurde die innere Organisation dieser urwüchsigen kommunistischen
Gesellschaft in ihrer typischen Form bloßgelegt durch Morgans krönende
Entdeckung der wahren Natur der Gens und ihrer Stellung im Stamm. Mit der
Auflösung dieser ursprünglichen Gemeinwesen beginnt die Spaltung der
Gesellschaft in besondre und schließlich einander entgegengesetzte Klassen. Ich
habe versucht, diesen Auflösungsprozeß in "Der Ursprung der Familie, des
Privateigenthums und des Staates" zu verfolgen; 2. Auflage, Stuttgart
1886. [Anmerkung von Engels zur englischen Ausgabe von 1888.] <=
(3)
"Kommune" nannten sich die in Frankreich entstehenden Städte, sogar
bevor sie ihren feudalen Herrn und Meistern lokale Selbstverwaltung und
politische Rechte als "Dritter Stand" abzuringen vermochten.
Allgemein gesprochen haben wir hier als typisches Land für die ökonomische
Entwicklung der Bourgeoisie England, für ihre politische Entwicklung Frankreich
angeführt. [Anmerkung von Engels zur englischen Ausgabe von 1888.]
So
nannten die Städtebürger Italiens und Frankreichs ihr städtisches Gemeinwesen,
nachdem sie die ersten Selbstverwaltungsrechte ihren Feudalherren abgekauft
oder abgezwungen hatten. [Anmerkung von Engels zur deutschen Ausgabe von 1890.]
<=
(4)
Gemeint ist nicht die englische Restaurationszeit 1660-1689, sondern die
französische Restaurationszeit 1814-1830. [Anmerkung von Engels zur englischen
Ausgabe von 1888.] <=
(5) Dies
bezieht sich hauptsächlich auf Deutschland, wo der Landadel und das Junkertum
einen großen Teil ihrer Güter auf eigene Rechnung durch ihre Verwalter
bewirtschaften lassen und daneben noch Großproduzenten von Rübenzucker und
Kartoffelschnaps sind. Die reicheren englischen Aristokraten sind noch nicht so
weit heruntergekommen; aber auch sie wissen, wie man das Sinken der Rente
wettmachen kann durch die Hergabe ihres Namens an mehr oder weniger
zweifelhafte Gründer von Aktiengesellschaften. [Anmerkung von Engels zur
englischen Ausgabe 1888.] <=
(6) Der
Revolutionssturm von 1848 hat diese gesamte schäbige Richtung weggefegt und
ihren Trägern die Lust benommen, noch weiter in Sozialismus zu machen.
Hauptvertreter und klassischer Typus dieser Richtung ist Herr Karl Grün.
[Anmerkung von Engels zur deutschen Ausgabe von 1890.] <=
(7)
Phalanstere war die Bezeichnung für die von Charles Fourier geplanten
sozialistischen Kolonien; Ikarien nannte Cabet seine Utopie und später seine
kommunistische Kolonie in Amerika. [Anmerkung von Engels zur englischen Ausgabe
von 1888.]
Home-Kolonien
(Kolonien im Inland) nennt Owen seine kommunistischen Mustergesellschaften.
Phalanstere war der Name der von Fourier geplanten gesellschaftlichen Paläste.
Ikarien hieß das utopische Phantasieland, dessen kommunistische Einrichtung
Cabet schilderte. [Anmerkung von Engels zur deutschen Ausgabe von 1890.] <=
(8) Die
Partei, die damals im Parlament von Ledru-Rollin, in der Literatur von Louis
Blanc und in der Tagespresse von der "Réforme" vertreten wurde. Der
Name "Sozialdemokratie" bedeutete bei diesen ihren Erfindern eine
Sektion der demokratischen oder republikanischen Partei mit mehr oder weniger sozialistischer
Färbung. [Anmerkung von Engels zur englischen Ausgabe von 1888.]
Die
damals sich sozialistisch-demokratisch nennende Partei in Frankreich war die
durch Ledru-Rollin politisch und durch Louis Blanc literarisch vertretene; sie
war also himmelweit verschieden von der heutigen deutschen Sozialdemokratie.
[Anmerkung
von Engels zur deutschen Ausgabe von 1890.] <=
Textvarianten
{1}
(1848) den <=
{2}
(1848, 1872, 1883) den neuen <=
{3}
(1888) eingefügt: dieser Klasse <=
{4}
(1848, 1872) Assoziationen <=
{5}
(1888) eingefügt: (wie in Italien und Deutschland) <=
{6}
(1888) eingefügt: (wie in Frankreich) <=
{7}
(1848) eingefügt: und <=
{8}
(1848, 1872, 1883) früheren <=
{9}
(1848) die <=
{10}
(1848) welch früheres <=
{11}
(1848) aber <=
{12}
(1848) eingefügt: noch <=
{13}
(1848) eingefügt: sogar <=
{14}
(1848) Verwüstungskrieg <=
{15}
(1848) eingefügt: der bürgerlichen Zivilisation und <=
{16}
(1848, 1872) der alten <=
{17}
(1848) den <=
{18}
(1888) Last <=
{19}
(1848) dem <=
{20}
(1848, 1872, 1883) eingefügt: letzten <=
{21}
(1848) eingefügt: und Kinder <=
{22}
(1848, 1872, 1883) Pfandverleiher <=
{23}
(1848) eingefügt: sich <=
{24}
(1888) eingefügt: (Trade-Unions) <=
{25}
(1848, 1872, 1883) aber ist <=
{26}
(1888) eingefügt: politischen und allgemeinen <=
{27}
(1888) Aufklärungs- und Fortschrittselemente <=
{28}
(1848, 1872, 1883) eingefügt: denn <=
{29}
(1848, 1872, 1883) bisherige Privatsicherheit <=
{30}
(1848, 1872, 1883) rascher <=
{31}
(1848, 1872, 1883) wesentlichste <=
{32}
(1848, 1872) weggezogen <=
{33}
(1848, 1872) ihre <=
{34}
(1888) sektiererischen <=
{35}
(1848, 1872, 1883) einerseits sie <=
{36}
(1872, 1883) dem <=
{37}
(1848, 1872, 1883) eingefügt: die <=
{38}
(1888) Mehrheit <=
{39}
(1888) Minderheit <=
{40}
(1848) Bourgeois <=
{41}
(1848) des <=
{42}
(1848) deren <=
{43}
(1848, 1872) eingefügt: der <=
{44}
(1848) wollen <=
{45}
(1888) zur führenden Klasse der Nation <=
{46}
(1848) Nationen <=
{47}
(1848) Gewissens <=
{48}
(1848, 1872, 1883) Formen <=
{49}
(1848) alles <=
{50}
(1848) Gegensatzes <=
{51}
(1848, 1872, 1883) usw., usw. <=
{52}
(1848) der <=
{53}
(1848, 1872, 1883) den Augen <=
{54}
(1848) eingefügt: noch <=
{55}
(1848, 1872) Bettlersack <=
{56}
(1888) eingefügt: Äpfel, die vom Baum der Industrie abgefallen sind, <=
{57}
(1848) ihre <=
{58}
(1848) heilige <=
{59}
(1888) lautet dieser Satz: Schließlich, als die hartnäckigen geschichtlichen
Tatsachen jeden Rausch des Selbstbetrugs verscheucht hatten, artete diese Form
des Sozialismus in einen erbärmlichen Katzenjammer aus. <=
{60}
(1848) eingefügt: über die wahre Gesellschaft <=
{61}
(1848) Diese <=
{62}
(1848) ihrer <=
{63}
(1848) voraussetzt <=
{64}
(1888) Philister <=
{65}
(1888) deutschen kleinen Philister <=
{66}
(1848, 1872, 1883) , um <=
{67}
(1848, 1872, 1883) und <=
{68}
(1848) Ihr Sozialismus <=
{69}
(1848) Diese <=
{70}
(1848, 1888) entspricht <=
{71}
(1848) von <=
{72}
(1848) mehr <=
{73}
(1848) von <=
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