…an Ursula von der Leyen
Liebe
Ursula von der Leyen,
man
könnte fast meinen, dir kommt der Wahlsieg Trumps ganz gelegen. Denn deine
schon lange gehegten Pläne bekommen nun neuen Aufwind. „Europa muss sich
entscheiden, ob es selbst mitgestalten oder nur Spielball sein will“, verkündest
du eine Woche nach den Wahlen in der ZEIT. Und mit Europa meinst du nichts
anderes als das strategische Bündnis EU.
Denn schon seit längerem verfolgst du,
wie auch die restliche deutsche Bundesregierung, das Ziel, eine EU-Armee
aufzubauen. Erst im Weißbuch der Bundeswehr von Juli 2016 wurde diese
strategische Orientierung erneut geäußert. So eine EU-Armee ist aber auch
praktisch – schließlich könnte man dann ohne den NATO-Partner USA weltweit
militärisch agieren.
Das wiederum würde Deutschlands Rolle in der Welt
natürlich stärken, schließlich hat die Bundesrepublik einen entscheidenden
Einfluss innerhalb der EU. So müssten wir uns nicht mehr in der NATO mit den
anderen streiten, sondern könnten selbst bestimmen, wo wir einmarschieren
wollen. Eine tolle Sache für das deutsche Kapital!
Kurz nach
den US-Wahlen hast du, liebe Ursula, in der Rheinischen Post zwei Rollen
benannt, die nun auf Deutschland zukommen. Zum einen sollen Brücken zu Trumps
Regierung gebaut werden, zum anderen soll Deutschland seine eigene Stellung
selbstbewusst vertreten, wenn möglich gemeinsam mit der EU. Dabei betonst du
aber, dass die EU sicherheitspolitisch noch nicht so „handlungs- und
entscheidungsfähig [sei], wie wir uns das wünschen“. Deswegen möchtest du
„Schritt für Schritt eine gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungsunion“
aufbauen. Ein großer Schritt dafür war die Konferenz der Verteidigungsminister
der EU, die bereits wenige Tage nach Trumps Wahlsieg stattfand. Dort habt ihr
euch zum Beispiel darauf geeinigt, ein gemeinsames Logistik- und Sanitätskommando
der EU aufzubauen und die EU-Rüstungskooperation zu erweitern. Euer Ziel der
EU-Armee soll nun endgültig verwirklicht werden, seit Großbritannien, das sich
zuvor als Bremse in dieser Hinsicht erwies, nicht mehr Mitglied der EU ist.
„Schritt für Schritt“ kommt ihr eurem Ziel näher.
Außerdem
schreibst du, die EU müsse „Verantwortung in unserer unmittelbaren Umgebung“
übernehmen. Da drängt sich die Frage auf, was eine EU-Armee der griechischen
Bevölkerung bringen soll, von der etwa ein Viertel arbeitslos ist. Oder den
Flüchtlingen, die an den Grenzzäunen der EU sterben. Auf deine
„Sicherheitspolitik“ können wir alle getrost verzichten.
Dieser
Artikel ist aus der aktuellen POSITION, dem Magazin der SDAJ.
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