Der typische Nazi ist offenbar dumm,
ungebildet, arm und Ostdeutscher
"#MecklenburgVorpommern,
das am dümmsten besiedelte Bundesland. #AfD“ – dieser Tweet eines Users zur
Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern kommt euch bekannt vor? Kein Wunder,
schließlich sind Postings wie diese nicht mehr aus den sozialen Netzwerken wegzudenken.
Angesichts der stark aufstrebenden rechten Kräfte in Deutschland kommt kaum
noch jemand drum herum, sich zu diesem Thema zu positionieren. Die bürgerliche
Mitte ist sich einig: Nazis sind doof. Wer aber sind diese Nazis und wo kommen
sie so vermeintlich plötzlich her? Wer sich im Internet die vielen
antirassistischen Seiten anschaut, wird feststellen: Der typische Nazi ist
offenbar dumm, ungebildet, arm und Ostdeutscher. Mit ihm zu diskutieren lohnt
sich nicht, denn er ist aus bösem Willen Rassist geworden und man muss zwar
gegen Nazis sein, ganz loswerden kann man sie aber nicht.
Dabei
lässt sich sowohl die Behauptung hinter diesem Bild von Nazis, als auch die von
Fleischhauer ausgerufene Lösung schnell auseinandernehmen.Wer sich die
Zusammensetzung von Pegida und AfD anschaut, wird feststellen: Den typischen
Rechten gibt es nicht. Gut verdienende Kleinbürger und die Chefs von Mittel-
und Großkonzernen unterstützen die AfD und stehen gemeinsam mit Arbeitslosen
und prekär Beschäftigten bei Pegida-Aufmärschen auf der Straße. Ein höherer
sozialer Status und Bildungsgrad „schützt“ einen Menschen also keineswegs vor
rechten Positionen. Und das nicht nur in Ostdeutschland: bei den Landtagswahlen
in Baden-Württemberg hat die AfD ebenfalls ein zweistelliges Wahlergebnis
erreicht.
Dabei
präsentiert sich die Partei als vermeintliche Sammelbewegung, die das gesamte
Volk repräsentiere und die sich gegen die aktuellen politischen Umstände auflehne.
Mit dieser Strategie hat sie, wenig überraschend, großen Erfolg.
Das bloße
Herabsetzen oder Bedauern der Sympathisanten, wie es Fleischhauer und viele
bürgerliche Nazigegner tun, bedeutet die Augen vor den Ursachen des Erfolgs
rechter Kräfte zu verschließen. Denn die Unzufriedenheit der AfD-AnhängerInnen
hat handfeste Grundlagen: der zunehmende Mangel an Ausbildungsplätzen, immer
schlechtere Arbeitsbedingungen oder der stärker werdende Leistungs- und
Konkurrenzdruck an Schulen und Universitäten.
An allen
Ecken und Enden zeigt sich, dass in den letzten zwei Jahrzehnten rigoros und
erfolgreich Klassenkampf von oben geführt wurde. Das alles lässt sich nicht
einfach zur Seite wischen, indem die AnhängerInnen von AfD und Pegida als
unverbesserliche Idioten abgetan werden. Im Gegenteil, eine solche
Antifa-Politik spielt den Herrschenden perfekt in die Hände. „Wer aber vom
Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Faschismus schweigen“ schrieb
der Philosoph Max Horkheimer 1939 – die enorme Anzahl angeklagter
Großindustrieller in den Kriegsverbrecherprozessen hat ihm Recht gegeben. Und
Horkheimer hat weiterhin Recht: Solange der Kapitalismus mit seinen ständigen,
immer heftigeren Krisen fortbesteht, solange wird der Faschismus ein Ventil für
dessen Folgen bleiben.
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