Viele Betriebe sind nicht ausbildungsreif
Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze ist
im vergangenen Jahr weiter gestiegen. Der Azubi-Mangel konzentriert sich dabei
auf 10 Branchen, zeigt eine DGB-Expertise. Das Problem ist hausgemacht, sagt
DGB-Vize Elke Hannack. „Wenn junge Menschen als billige Arbeitskräfte
ausgenutzt werden, bewerben sie sich in diesen Unternehmen nicht mehr“.
Die Zahl
der unbesetzten Ausbildungsplätze ist 2015 auf 41.000 gestiegen. Im Vergleich
zum Vorjahr (2014) ist das ein Plus von 10,4 Prozent. Damit blieben 7,5 Prozent
der betrieblichen Angebote unbesetzt. Und das, obwohl rund 81.000 Bewerberinnen
und Bewerber derzeit einen Ausbildungsplatz suchen – doppelt so viele wie
offene Stellen.
Auffällig
ist laut einer aktuellen DGB-Expertise, dass es längst nicht alle
Ausbildungsberufe Besetzungsprobleme haben. Vor allem 10 Berufe aus dem Hotel-
und Gastronomiebereich sowie aus dem Handwerk haben hohe Besetzungsprobleme –
und das seit Jahren.
Berufe
mit einem hohen Anteil an unbesetzten Ausbildungsplätzen am betrieblichen
Gesamtangebot:
Berufsbezeichnung unbesetzte
Ausbildungsplätze
Restaurantfachmann/Restaurantfachfrau
35,2 %
Fleischer/Fleischerin
35,1
%
Fachverkäufer/Fachverkäuferin
im
Lebensmittelhandwerk 33,0
%
Klempner/Klempnerin
30,6
%
Fachmann/Fachfrau
für Systemgastronomie 29,8 %
Bäcker/Bäckerin
27,2
%
Gerüstbauer/Gerüstbauerin
22,0
%
Tierwirt/Tierwirtin
21,3
%
Gebäudereiniger/Gebäudereinigerin
20,9 %
Koch/Köchin
20,4
%
DURCHSCHNITT 7,5
%
Die
Ergebnisse sind eindeutig:
·
Liegt
die durchschnittliche Abbrecherquote bei 24,6 Prozent, befindet sie sich bei
diesen 10 Berufen in einer Spanne von 35 bis 51 Prozent. Jede zweite
Restaurantfachkraft bricht ihre Ausbildung vorzeitig ab!
·
Halten
die Azubis ihre Ausbildung in diesen Berufen durch, ist die Prüfung die nächste
hohe Hürde. Fallen im Durchschnitt nur 7,6 Prozent der Azubis bei der Prüfung
durch, liegt diese Quote in diesen Berufen vielfach doppelt so hoch. (z.B. Gebäudeereiniger/in bei 20,6 Prozent)
·
Im
Ausbildungsreport befragt die DGB-Jugend jährlich die Azubis nach ihrer
Zufriedenheit mit der Qualität der Ausbildung. Hier waren in den vergangenen
Jahren mit Fachverkäufer/Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk, Koch/Köchin
und (bis 2012) auch die Restaurantfachkraft Teil der Befragung. Auch hier
landeten die drei Berufe im Ausbildungsreport seit Jahren konstant und
konsequent am unteren Ende der Skala.
In nahezu
allen Punkten gibt es, so die Expertise, erhebliche Mängel, die Fragen nach der
„Ausbildungsreife der Betriebe“ in diesen Branchen aufwerfen. Dies gilt gerade
für die Hotel- und Gastronomiebranche, aber auch für viele Handwerksberufe.
Für die
stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack ist damit klar: „Der Azubi-Mangel
in einigen Branchen ist hausgemacht. Unternehmen, die junge Menschen als
billige Arbeitskräfte ausnutzen, dürfen sich nicht wundern, wenn sich niemand
mehr bewirbt. Wer junge Menschen für eine Ausbildung gewinnen möchte, sollte
nicht Hochglanzkampagnen an Gymnasien starten. Die Initiative der
Bundesbildungsministerin verfehlt das Thema. Vielmehr muss die Ausbildung in
den Betrieben besser gemacht werden, sonst machen die jungen Menschen weiterhin
zurecht einen Bogen um diese Berufe. Wenn Betriebe attraktiv sein wollen,
müssen sie ihre Auszubildenden besser bezahlen, die Qualität der Ausbildung
verbessern, mehr Auszubildende übernehmen und die Ausbildungsbedingungen
erheblich verbessern.“ Die Bundesregierung müsse jetzt handeln, so Hannack und
eine Qualifizierung des betrieblichen Ausbilder verbindlich vorschreiben.
Mit Blick
auf den Berufsbildungsbericht der Bundesregierung sagt Elke Hannack zur
Bildungssituation von jungen Frauen: „Junge Frauen haben in aller Regel bessere
Schulabschlüsse, aber ihr Bildungsvorsprung geht schnell verloren, wenn es um
Beruf und Karriere geht. Geschlechtsstereotype beeinflussen Berufswahl und
Ausbildungswege. Schon in der Berufsausbildung zeichnet sich eine Lücke bei der
Vergütung ab, wenn es um typische Frauen- oder Männerberufe geht. Die
‚Bildungsexpansion‘ junger Frauen wird nicht entsprechend in Ausbildungs- und
Arbeitskarrieren umgesetzt. In der Berufsorientierung müssen Rollenklischees
aufgebrochen und die gesamten Talente der jungen Frauen gefördert werden.“
DGB
Bundesvorstand
Die
DGB-Expertise zum Download
Hohe
Abbrecherquoten, schlechte Prüfungsergebnisse – Viele Betriebe sind nicht
ausbildungsreif (PDF, 404 kB) DGB-Expertise zu den Schwierigkeiten der Betriebe
bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen
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