Freitag, 23. Dezember 2016

Spickzettel: „Terrorismus“

Die Anschläge am 11. September oder die jüngsten Geschehnisse in Berlin, Brüssel und Paris… Seit über 15 Jahren kennen nun auch „wir“ im Westen islamistischen Terror. Durch diese Attacken sind viele unschuldige Menschen ums Leben gekommen. 

Sicherheitspolitik und der „Krieg gegen den Terror“ beherrschen seitdem die Medien, das Zusammenleben und auch immer wieder unseren Sozialkundeunterricht. Auch weil Deutschland in diesem Krieg mitmischt, z.B. in der Türkei, wo deutsche Soldaten stationiert sind, um, wie es heißt, die Grenze des NATO-Partners zu schützen.

Klar diskutiert man im Unterricht mal darüber, ob es okay ist, überall Kameras zu installieren und Telefone und Internet zu überwachen. Für mehr Sicherheit vor Terroristen werden auch die sozialen Medien überwacht. Oder es wird diskutiert, ob die Kriege in Afghanistan und Irak sinnvoll waren. Immer mehr wird diskutiert, dass man jedoch gegenüber dem Terror nicht tatenlos zusehen kann. Aber selten schaut man auf die Hintergründe, warum Menschen in europäischen Städten Zivilisten angreifen, sich in die Luft sprengen oder eigene Gottesstaaten, sogenannte „Kalifate“, ausrufen, wie es der sogenannte „islamische Staat“ in Syrien macht.

Aufgebaut vom Westen

Der IS ist eigentlich ein gutes Beispiel, um zu verstehen, wo die Zusammenhänge liegen. Denn am IS sieht man, wie sehr auch diejenigen, die sagen sie würden gegen den Terrorismus kämpfen, geholfen haben, dass er so stark werden konnte.
Die USA und ihre Verbündeten hatten nach dem Afghanistan-Krieg und dem zweiten Golfkrieg in der arabischen Welt ein Chaos hinterlassen. Die irakische Armee wurde z.B. komplett zerschlagen – Korruption und Vetternwirtschaft waren an der Tagesordnung. Kein Wunder dass ein Großteil der IS-Kämpfer übergelaufene Soldaten waren, die monatelang keinen richtigen Sold gesehen hatten. Auch unterstützten einige Länder wie die USA, die Golfmonarchien und die Türkei den IS in seiner Entstehungsphase, weil er zu den erfolgreichen Gegnern des syrischen Präsidenten Assad und des Iran zählte. Nicht zum ersten Mal ging ein solches Spiel – der Feind meines Feinde ist mein Freund – nach hinten los. In den Achtzigern schon wurde Osama Bin Laden als Freiheitskämpfer mit Waffen und Geld unterstützt.

Teile und Herrsche

Während im Nahen und Mittleren Osten fast nur säkulare, also nicht religiöse Staaten, Ziel westlicher Kriege wurden, machte sich keiner klar, was danach aus den vielen religiösen Gruppierungen werden sollte, welche in relativem Frieden gelebt hatten. Nach dem Prinzip ‚Teile und Herrsche‘ legte man den einen religiösen Gruppen besonders viel Macht in die Hände und spielte die anderen dagegen aus – ganz wie zur Zeit des Kolonialismus. Als die zerstörten Länder dann wieder aufgebaut werden sollten, waren die Gräben so tief, dass statt Ausgleich und Zusammenarbeit oftmals Hass, Ausgrenzung und Gewalt den Alltag prägten. Dazu kamen Arbeitslosigkeit, und Perspektivlosigkeit. Das perfekte Rezept, Menschen in die Arme von Islamisten und für einen vermeintlichen Krieg gegen die Ungläubigen zu treiben.

Oft gelten die Islamisten den Menschen in den ausgebombten Städten auch als Kämpfer gegen die Invasion und Rächer jahrelanger Ausbeutung, Bevormundung und Angriffskriege durch den Westen. Eine Spirale der Gewalt, die durch die andauernden Besetzungen, Investitionen, Kriege nicht durchbrochen, sondern weiter befeuert wird. Und einen Gegner hervorbringt, den Terrorismus, der so stark ist, dass er sogar die Entrechteten, Verwirrten und Abgehängten unserer Gesellschaft in seinen Bann zieht und mit Äxten und Autos auf andere Menschen losgehen lässt.

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