Die
Anschläge am 11. September oder die jüngsten Geschehnisse in Berlin, Brüssel
und Paris… Seit über 15 Jahren kennen nun auch „wir“ im Westen islamistischen
Terror. Durch diese Attacken sind viele unschuldige Menschen ums Leben
gekommen.
Sicherheitspolitik und der „Krieg gegen den Terror“ beherrschen
seitdem die Medien, das Zusammenleben und auch immer wieder unseren
Sozialkundeunterricht. Auch weil Deutschland in diesem Krieg mitmischt, z.B. in
der Türkei, wo deutsche Soldaten stationiert sind, um, wie es heißt, die Grenze
des NATO-Partners zu schützen.
Klar
diskutiert man im Unterricht mal darüber, ob es okay ist, überall Kameras zu
installieren und Telefone und Internet zu überwachen. Für mehr Sicherheit vor
Terroristen werden auch die sozialen Medien überwacht. Oder es wird diskutiert,
ob die Kriege in Afghanistan und Irak sinnvoll waren. Immer mehr wird
diskutiert, dass man jedoch gegenüber dem Terror nicht tatenlos zusehen kann.
Aber selten schaut man auf die Hintergründe, warum Menschen in europäischen
Städten Zivilisten angreifen, sich in die Luft sprengen oder eigene Gottesstaaten,
sogenannte „Kalifate“, ausrufen, wie es der sogenannte „islamische Staat“ in
Syrien macht.
Der IS
ist eigentlich ein gutes Beispiel, um zu verstehen, wo die Zusammenhänge
liegen. Denn am IS sieht man, wie sehr auch diejenigen, die sagen sie würden
gegen den Terrorismus kämpfen, geholfen haben, dass er so stark werden konnte.
Die USA
und ihre Verbündeten hatten nach dem Afghanistan-Krieg und dem zweiten
Golfkrieg in der arabischen Welt ein Chaos hinterlassen. Die irakische Armee
wurde z.B. komplett zerschlagen – Korruption und Vetternwirtschaft waren an der
Tagesordnung. Kein Wunder dass ein Großteil der IS-Kämpfer übergelaufene
Soldaten waren, die monatelang keinen richtigen Sold gesehen hatten. Auch
unterstützten einige Länder wie die USA, die Golfmonarchien und die Türkei den
IS in seiner Entstehungsphase, weil er zu den erfolgreichen Gegnern des
syrischen Präsidenten Assad und des Iran zählte. Nicht zum ersten Mal ging ein
solches Spiel – der Feind meines Feinde ist mein Freund – nach hinten los. In
den Achtzigern schon wurde Osama Bin Laden als Freiheitskämpfer mit Waffen und
Geld unterstützt.
Teile und Herrsche
Während
im Nahen und Mittleren Osten fast nur säkulare, also nicht religiöse Staaten,
Ziel westlicher Kriege wurden, machte sich keiner klar, was danach aus den
vielen religiösen Gruppierungen werden sollte, welche in relativem Frieden
gelebt hatten. Nach dem Prinzip ‚Teile und Herrsche‘ legte man den einen
religiösen Gruppen besonders viel Macht in die Hände und spielte die anderen
dagegen aus – ganz wie zur Zeit des Kolonialismus. Als die zerstörten Länder
dann wieder aufgebaut werden sollten, waren die Gräben so tief, dass statt
Ausgleich und Zusammenarbeit oftmals Hass, Ausgrenzung und Gewalt den Alltag
prägten. Dazu kamen Arbeitslosigkeit, und Perspektivlosigkeit. Das perfekte
Rezept, Menschen in die Arme von Islamisten und für einen vermeintlichen Krieg
gegen die Ungläubigen zu treiben.
Oft
gelten die Islamisten den Menschen in den ausgebombten Städten auch als Kämpfer
gegen die Invasion und Rächer jahrelanger Ausbeutung, Bevormundung und
Angriffskriege durch den Westen. Eine Spirale der Gewalt, die durch die
andauernden Besetzungen, Investitionen, Kriege nicht durchbrochen, sondern
weiter befeuert wird. Und einen Gegner hervorbringt, den Terrorismus, der so
stark ist, dass er sogar die Entrechteten, Verwirrten und Abgehängten unserer
Gesellschaft in seinen Bann zieht und mit Äxten und Autos auf andere Menschen
losgehen lässt.
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