Das wird
uns schon in der Grundschule eingetrichtert. Wenn du also nur genug ranklotzt,
klappt das schon mit deinen Zielen und Wünschen. Aber was für Ziele eigentlich?
Mein
Banknachbar in der Grundschule kommt aufs Gymnasium, ich auf die Hauptschule.
Pech gehabt. Hätte ich etwas mehr gelernt, hätte ich das auch gepackt. Sein
Vater ist Arzt, meiner Bäcker. Was für ein Zufall. Und jetzt kommt er zum
Klassentreffen im Porsche vorgefahren. Warum er, warum nicht ich? Er hat alles,
was ich wollte. Dabei habe ich geackert bis zum Umfallen, mich angestrengt.
Für
die Firma in eine andere Stadt ziehen? Kein Problem. Gute Leistung allein
reicht schließlich nicht mehr. Flexibel muss man sein! Und dann kommt das
schon, der Porsche, die Traumfamilie, der Managerjob – nur eben nicht bei mir.
Da kann ich dran rumschmieden so viel ich will. Der Traumurlaub fällt auch mal
wieder ins Wasser. Da bleibt mehr Zeit zu lernen, sich anzustrengen, was zu
werden. Jeder ist seines Glückes Schmied – nicht zu vergessen!
Für die
Herrschenden ist das ganz praktisch. Während wir uns den Kopf zerbrechen, warum
der Traum vom Porsche geplatzt ist, lachen sie sich symbolisch ins Fäustchen.
Was wir als unsere Wünsche und Ziele beanspruchen dürfen, wird früh bestimmt.
Nicht über Leistung, sondern darüber, wessen Arbeitskraft die Unternehmen
gerade brauchen. Das sind ein paar hervorragend ausgebildete Fachkräfte und
eine Menge flexibel einsetzbarer, billiger Arbeitskräfte. Solche wie ich. Und
damit wir alle schön brav weitermachen, uns anstrengen, jederzeit verfügbar
sind, wird weiter das Märchen vom individuellen Glück verbreitet.
Aus der aktuellen Position |
Wäre ja schön
blöd, uns einfach ehrlich zu sagen: du kommst aus der Arbeiterklasse, du hast
sowieso keine Chance deinen Lebenstraum zu leben. Also kannst du es auch gleich
bleiben lassen, brauchst dich nicht mehr anstrengen. Aber die Nachfrage nach
billigen Arbeitskräften bleibt. Glücklicherweise gibt es ja ausreichend
Möglichkeiten, uns einen Riegel vorzuschieben, falls wir zu übermütig werden:
die Empfehlung fürs Gymnasium, das 1.0-er Abi – ohne das der Studienplatz in
Medizin flöten geht – und das tolle Förderprogramm an der Uni, das mal wieder
nur die anderen bekommen. So viel zum Thema Zufall, Leistung und Glück.
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