Seit dem
2. November läuft die neue Werbekampagne „Mach was wirklich zählt“, die für die
Bundeswehr als Arbeitgeber wirbt. Gezielt sollen dabei auf gekonnt „lockere“
Art und Weise mit Sprüchen wie „Krisenherde löst du nicht durch Abwarten und
Teetrinken“ oder „Wahre Stärke findest du nicht zwischen zwei Hanteln“
Jugendliche für den Beruf als SoldatIn gewonnen werden – im ersten Teil der
Kampagne mit 30.000 Plakatwänden, 5 Millionen Postkarten und elf
Riesen-Postern. In der zweiten Phase ab Mitte November werden wir dann mit
Videos und Plakaten beglückt, die uns über die Berufsbilder „und die
vielfältige Welt der Truppe“ informieren.
Hat da
etwa jemand Angst? Hat da etwa jemand Nachwuchssorgen? Kein Wunder, denn z.B.
im Wehrdienst bricht knapp ein Drittel aller Freiwilligen in den ersten sechs
Monaten ab! (Zahl von 2013)
Wir raten
dir: Lass die Finger davon!
Die Bundeswehr: Ein ganz normaler Arbeitgeber?!
Viel
Geld, sicherer Job, großes Abenteuer, hohe Ausbildungsqualität
So
ungefähr wird versucht uns die Ausbildung bei der Armee schmackhaft zu machen –
in der Schule, auf Berufsmessen, im Jobcenter aber auch auf Plakaten, in
Zeitungen, im Fernsehen oder im Radio. Soldat – ein notwendiger und ehrenwerter
Beruf. In der Werbekampagne „Mach was wirklich zählt“ kann man es dann sehen:
Die „Truppe“ ist cool und sie schaut nicht zu, wenn Unrecht passiert sie tut
was dagegen. Das Image das die Bundeswehr sich geben will ist klar: Sie
verteidigt Menschenrechte und Demokratie, schleppt bei Umweltkatastrophen
Sandsäcke und hält die Wirtschaftswege frei – und dass alles für unser aller
Interesse.
Ach ja?
Überall
fehlen Ausbildungsplätze, die Zugangsbeschränkungen an den Unis werden immer
höher, nach der Ausbildung ist eine Übernahme meist sehr unsicher und wenn man
sie dann hat, meistens befristet. Kaum einer von uns hat noch die Illusion vom
sicheren Job geschweige denn einer freien Lebensplanung. Dagegen wirkt eine
Ausbildung oder ein Studium bei der Bundeswehr tatsächlich sehr attraktiv: Über
1000€/Monat für eine Ausbildung oder Studium und dann auch noch eine
Jobgarantie im Anschluss. Wo findet man das noch?
Und
trotzdem sollte man doch stutzig werden: Die Bundeswehr hat nämlich
Nachwuchssorgen. Fast ein Drittel der Freiwilligendienstleistenden brechen nach
der Probezeit von 6 Monaten ihren Freiwilligendienst ab – und das trotz der
hohen Bezahlung von über 1000€ pro Monat.
Wenn du
bei der Bundeswehr eine Ausbildung oder ein Studium machst, dann hast du einen
sicheren Job, einen ziemlich sicheren sogar. Um genau zu sein verpflichtest du
dich bei einer Ausbildung für 9 Jahre, bei einem Studium für 13 Jahre, für ein
Medizin- oder Pharmaziestudium für 17 Jahre. Und vielleicht ist dieser Job
sogar totsicher…
Großes Abenteuer?
Wenn du
bei der Bundeswehr eine Ausbildung oder ein Studium machst, verpflichtest du
dich ins Ausland zu gehen. Was da als Abenteuer verkauft wird, ist in
Wirklichkeit der reinste Horror. Über 100 Soldaten haben bei Auslandseinsätzen
der Bundeswehr bisher ihr Leben verloren. Nach der Heimkehr haben ein Drittel
der Soldaten tote oder schwerverletzte Kameraden gesehen, 36% wurden durch
Artillerie beschossen oder durch Minen oder Raketen angegriffen und 30% haben
Leichen oder Teile von Leichen gesehen. Die Zahlen posttraumatischer
Belastungsstörungen nach dem Auslandseinsatz steigen. 55% der Frauen bei der
Bundeswehr berichten von sexueller Belästigung.
Hohe Ausbildungsqualität?
Die
Bundeswehr wirbt damit, wie normal ihre Ausbildung ist, und dass ihre
Ausbildung auch nach der Zeit bei der Bundeswehr im zivilen Leben genutzt
werden kann. Die Ausbildung bei der Bundeswehr ist aber keineswegs normal. Jede
Ausbildung und jedes Studium umfasst nämlich auch die Ausbildung zum Soldaten.
Dass die Ausbildung bei der Bundeswehr eben nicht im zivilen Leben eingesetzt
werden kann, beweisen schon die sogenannten „Wiedereingliederungsprogramme ins
zivile Leben“ für Soldaten, die wieder ins zivile Leben einsteigen wollen.
Natürlich schult die Bundeswehr ihre Soldaten so, dass sie für ihre Zwecke gut
einsetzbar sind und das bedeutet dann z.B. für den Kfz-Mechatroniker eben, dass
er lernt Panzer zu reparieren und keine PKWs.
Für wen?
Die
Bundeswehr ist eine Armee im Einsatz – Deutschland führt Krieg. Dieser Fakt
wurde lange geleugnet. Häufig wurde argumentiert, dass die Bundeswehr sich nur
an humanitären Hilfseinsätzen beteilige, und damit gegen Armut und für
Demokratie und Menschenrechte kämpfe. Heute wird immer offener gesagt, worum es
bei den Auslandseinsätzen geht, nämlich um die Akquirierung von Rohstoffquellen
und die Sicherung von Handelswegen. Nun wird aber versucht das als gemeinsames
Interesse Deutschlands darzustellen. „Wir“ profitieren von einer starken
deutschen Wirtschaft, „Wir“ profitieren von einem mächtigen Deutschland in der
Welt.
Verarschen können wir uns alleine!
Dieses
gemeinsame deutsche Interesse gibt es nicht. Soldaten geben ihr Leben, die
Bevölkerung anderer Länder wird ermordet und ihre Länder zerstört. Doch weder
die Bevölkerung dieser Länder noch wir profitieren davon. Davon profitieren
alleine die deutschen Banken und Konzerne. Und genau diese Banken und Konzerne
sind es, die uns auch hier in Deutschland das Leben schwer machen. Sie drücken
die Löhne und verschlechtern die Arbeitsbedingungen, um ihre Profite zu
steigern. Sie verhindern, dass wir ausreichend Ausbildungsplätze haben und
sorgen so wieder für den Nachwuchs, der aus Perspektivlosigkeit für ihre
Profite in den Krieg zieht.
- Bundeswehr raus aus Schulen, Jobcentern und Berufsmessen! – Kein Werben fürs Sterben!
- Zivile Ausbildungsplätze für alle!
- Bundeswehr abschaffen!
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