Spätestens
seit Ende 2008 ist „Die Krise” in aller Munde, die bürgerlichen Medien
berichten, Dokumentationen über die Weltwirtschaftskrise 1929 werden
ausgegraben und die Regierung pumpt unglaublich viel Geld in den Finanzsektor
und die Wirtschaft.
Aber wie
kommt es eigentlich zu solchen Krisen? Welche Mechanismen verbergen sich im
Hintergrund? Diesen und weiteren Fragen sind GenossInnen in der
Positionskolumne „Marxistisches Krisenlexikon” auf den Grund gegangen.
Lesenswert meinen wir und stellen es euch deshalb zur Verfügung.
1. Wirtschaftskrise
Ökonomische
Krisen, so könnte es scheinen, sind das Schicksal der Menschheit. Immer wieder
hat es Zeiten der Not und des Hungers gegeben, schon das Alte Testament erzählt
vom Wechsel der 7 fetten und der 7 mageren Jahre. Hatten also bereits die alten
Juden und Ägypter mit Wirtschaftskrisen zu kämpfen? Und warum war Frau Merkel
nicht so gut beraten wie der Pharao, der rechtzeitig große Vorratsspeicher
anlegen ließ?
Die letzte
Frage zeigt, dass wir hier über zwei gänzlich verschiedene Dinge sprechen. Die
Menschen in biblischer Zeit, wie die Menschen in allen vergangenen Epochen,
litten Hunger, wenn widrige Naturbedingungen die Ernten zerstörten, wenn also
zu wenig produziert wurde. Heute dagegen können schlechtes Wetter oder
Insektenplagen zumindest in den Industrieländern keine Hungersnöte mehr
auslösen. Krisen entstehen nicht dadurch, dass zu wenig produziert wird,
sondern „zu viel“. Das Problem ist nicht, dass die Vorratslager leer sind,
sondern dass sie zu voll sind. Die Unternehmen bleiben auf ihren Erzeugnissen
sitzen, ein zu hohes Warenangebot drückt die Preise. Fabriken stellen die
Fertigung ein, gehen in Konkurs. Jedes Unternehmen, das seine Produktion
einschränkt oder aufgibt, zwingt seine Zulieferer zu Produktionseinschränkungen
oder -aufgaben. Arbeiter und Angestellte, die ihren Job und damit ihr Einkommen
verlieren, gehen als zahlungskräftige Kunden verloren. Ein Teufelskreis.
Eine kapitalistische Krise ist eine paradoxe Angelegenheit: Die Menschen verarmen, weil es zu viele Waren gibt. Arbeitslose stehen auf der Straße, weil die Maschinen stillstehen. Not entsteht durch Überfluss. Man sollte meinen, es sei ein Leichtes, Abhilfe zu schaffen. Wenn die Lager überquellen und viele Leute arm sind, warum gibt man den Armen nicht die überschüssigen Waren? Wenn die Maschinen still stehen, warum lässt man die Arbeitslosen nicht mit den Maschinen arbeiten und nützliche Dinge produzieren? Wenn es an Nachfrage mangelt, warum erhöht man nicht die Löhne?
Die
Antwort ist einfach: Weil wir im Kapitalismus leben. Kapitalistische Produktion
ist nicht Produktion zwecks Versorgung von Menschen, kapitalistische Produktion
ist Produktion zwecks Erzielung von Profit. Und wenn weitere Produktion keinen
Profit bringt, dann wird die Produktion eingestellt, ganz egal, ob die Produkte
gebraucht werden oder nicht.
Wege aus der Krise
Wie kommt
man aus einer Krise heraus? Im Prinzip gibt es zwei Wege: Der kapitalistische
Weg führt über eine so genannte Marktbereinigung, d.h. über die Zerstörung der
„überschüssigen“ Waren, der „überschüssigen“ Produktionsmittel, nicht selten
auch der „überschüssigen“ Menschen. Sei es durch ökonomische Prozesse oder –
effektiver – durch Krieg. Wenn genügend Waren, Fabriken, Menschen zerstört
sind, ist der Markt für die Übriggebliebenen wieder in Ordnung.
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