Der „plötzliche“ Wohnungsmangel in Deutschland
Seit
letztem Sommer wird wieder über Wohnungsmangel geredet. Der Grund dafür? Die
Flüchtlinge, die untergebracht werden müssen. Seitdem steigen mancherorts die
Mieten deutlich, und das löst bei vielen Angst aus.
Aber
Wohnungsnot ist nichts Neues; die Wohnungslosigkeit steigt in der
Bundesrepublik seit einigen Jahren. Dafür gibt es viele Gründe – in den
Städten, in denen leicht Arbeit zu finden ist, sind die Mieten besonders hoch,
Menschen, die von Hartz IV leben, finden keine Wohnung, die vom Jobcenter bezahlt
wird, und die Lohnentwicklung lässt keinen Spielraum für höhere Mieten. Aber
der wirkliche Grund für den Mangel an Wohnungen ist, dass es einen
Wohnungsmarkt gibt.
Das war
selbst in der Bundesrepublik nicht immer so. Nach dem zweiten Weltkrieg, als
viele Städte schwer zerstört waren, überließ man es aus gutem Grund nicht den
Gesetzen des Marktes, für neue Wohnungen zu sorgen. Es gab eine gesetzliche
Mietobergrenze und Wohnungen wurden vor allem von gemeinnützigen
Wohnungsbaugesellschaften errichtet, die nicht das Ziel hatten, damit Gewinne
zu machen.
Erst in
den 1970er Jahren wurde die Miethöhe wieder freigegeben, und kurz danach wurde
auch der gemeinnützige Wohnungsbau weitgehend aufgegeben. Inzwischen müssen
selbst kommunale Wohnungsgesellschaften Gewinne erzielen, und die einzige übrig
gebliebene Form nicht gewinnorientierten Wohnungsbaus sind die
Genossenschaften. Mittlerweile gibt es hunderttausende Wohnungen zu wenig.
Das
Ergebnis: in manchen Städten müssen ärmere Mieter die Hälfte ihres Einkommens
für die Miete aufwenden, und in der reichen Bundesrepublik steigt die
Wohnungslosigkeit. Kein Wunder, dass es vielen Menschen Angst macht, wenn neue
Konkurrenz auf dem Wohnungsmarkt auftaucht.
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