Merkel, Seehofer, die Flüchtlinge und wir
Die
Bundeskanzlerin will etwas schaffen. Mit aller Kraft. Zumindest redet sie die
ganze Zeit davon. Nur was sie eigentlich schaffen will, das bleibt immer etwas
im Dunklen. Auf jeden Fall wird es ziemlich schwierig und anstrengend werden.
Die
Flüchtlinge sind eine Belastung. Das wird uns einiges abverlangen. Dafür müssen
wir kürzer treten und unsere eigenen Ansprüche herunter schrauben. Das ist im
Sinne der Menschlichkeit und der Solidarität. Das ist es, was die Kanzlerin uns
sagen möchte.
Vor
diesem Hintergrund ist es kein Zufall, dass der Chef der Bundesagentur für Arbeit,
Frank-Jürgen Weise, jetzt auch Chef des Bundesministerium für Migration und
Flüchtlinge (BAMF) ist. Seine Aufgabe ist es seine guten Kontakte zur
Wirtschaft zu nutzen, um die Auswahl, welche Flüchtlinge profitabel für
deutsche Unternehmen eingesetzt werden können und welche abgeschoben werden,
besser zu organisieren – auf dem Rücken der Beschäftigten der beiden
Institutionen.
Es kann
also festgestellt werden: das deutsche Kapital profitiert von der aktuellen
Situation, und das sogar doppelt. Einerseits, in dem deutsche Konzerne weltweit
am Krieg, der Ausbeutung abhängiger Staaten und dem ungehinderten Zugang zu
Rohstoffen und Absatzmärkten verdienen. Damit schaffen sie erst die Bedingungen
in den Herkunftsländern, die hunderttausende Menschen in die Flucht treiben.
Und sind die Flüchtlinge schließlich hier ist es wiederum das deutsche Kapital,
das daraus seinen Profit schlägt.
Damit das
alles klappt, muss aus Sicht der Bundesregierung jede echte Solidarisierung,
die über ein „herzlich Willkommen“ und Sachspenden hinausgeht, zwischen den
deutschen Lohnabhängigen und den Flüchtlingen verhindert werden. Das ist
gewissermaßen das Spezialgebiet des Horst Seehofer und seines „Wir schaffen das
nicht.“ Unterstützt von Pegida und Co. versuchen er und andere deutlich zu
machen: Es geht nicht mehr, es ist zu viel, die Flüchtlinge überfordern uns.
Damit
wird genau die rassistische Begleitmusik gespielt, die nötig ist, um einen
tiefen Keil zwischen uns und die Flüchtlinge zu treiben. Wir sollen besorgt
sein, über die großen Belastungen, die unaufhaltsam auf uns zukommen und die –
je nach Auslegung – nur schwer, kaum oder eben gar nicht zu schaffen sind. Was
davon nun stimmt, ist eigentlich egal. Hauptsache die Bevölkerung hat Angst –
besorgte Bürger eben.
Merkel
und Seehofer haben an dieser Stelle also nicht unterschiedliche Auffassungen,
sondern nur gewissermaßen unterschiedliche Aufgaben zu schaffen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen