Samstag, 19. Dezember 2015

„Schulautonomie“ – Wie die Krisenlasten auf uns abgewälzt werden

Baufällige Gebäude, Toiletten aus den 70er Jahren, fehlende Schulbücher und überbelastete Lehrende. Die Unterfinanzierung im Schulsystem ist kaum zu übersehen. Fakt ist: es werden nicht ausreichend öffentliche Gelder zur Verfügung gestellt. Um die finanziellen Löcher zu stopfen, müssen andere Konzepte her. Ein Begriff, der seit einigen Jahren in diesem Zusammenhang genannt wird, ist der „Schulautonomie“. Doch was ist das eigentlich? Übersetzt bedeutet der Fachbegriff „Selbstständigkeit der Schule“. Diese sogenannte Selbstständigkeit heißt nichts anderes, als dass die Einzelschule ihre Effizienz steigern soll. Überprüft wird dies durch regelmäßige Kontrollen, die den Output (SchülerInnen) im Verhältnis zu den getätigten Investitionen messen. Vor allem die Rechte der Schulleitungen als Vertreter der Schulen werden dabei ausgebaut, was zwangsläufig die Einschränkung von demokratischen Rechten der SchülerInnen bedeutet.

Die Schulautonomie dient dem Staat als Mittel, um Krisenkosten auf SchülerInnen und Eltern abzuwälzen. Die Schulen werden aufgrund ihrer „Selbstständigkeit“ mit der Finanzierung – beispielsweise von Lehrmitteln – alleine gelassen und müssen sich Sponsoren suchen. Das führt zu einer extremen Konkurrenz unter den Schulen um kommunale Mittel.

Vielen Großkonzernen, Banken und der Bundeswehr kommt das sehr entgegen. Sie sponsern die Schulen und nehmen so erheblichen Einfluss auf Lehrinhalte: durch eigene Materialien und von ihnen bezahlte Schulbücher. Daraus folgt, dass die Unterrichtsinhalte, die den SchülerInnen vermittelt werden, zunehmend unwissenschaftlicher werden und weitestgehend eine von den Sponsoren bestimmte Botschaft transportieren – wie beispielsweise die Rechtfertigung von Krieg oder das Verteufeln von Streiks. Sichtbar wird dieser Einfluss auch an den zunehmenden Schulbesuchen der Bundeswehr.

Wer von der sogenannten Schulautonomie profitiert, wird also deutlich: es sind nicht die SchülerInnen oder LehrerInnen. Dass Schulen, Kommunen und Bundesländer gegeneinander ausgespielt werden, kommt einzig und allein den Herrschenden mit ihren Interessen entgegen. Ein Beispiel, das dies besonders schön verdeutlicht, ist die aktuelle Unterbringung von Flüchtlingen in Schulturnhallen: Die Schulen erhalten Geld von den Kommunen, die Stadt umgeht das Problem der Unterbringung von Flüchtlingen in Wohnungen und nebenbei wird die miese Stimmung gegen Flüchtende geschürt. So wird es oft diesen zugeschrieben, dass der Sportunterricht für die SchülerInnen ausfallen muss.

Umso wichtiger ist es, dass wir wieder unsere Interessen vertreten und in der Schule gemeinsam aktive Kämpfe führen. Denn der ausfallende Sportunterricht ist so wenig in unserem Interesse, wie es im Interesse der Geflüchteten ist, wochenlang mit hunderten anderen Menschen in einer Schulturnhalle zu schlafen.

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